Alles über den Grauen Star: Exklusives Interview

Grauen Star

Der Graue Star (Katarakt) ist eine der häufigsten Augenerkrankungen und betrifft vor allem ältere Menschen. Die Sehstörung kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. Um mehr über die Krankheit und deren Behandlungsmöglichkeiten zu erfahren, haben wir mit Prof. Dr. med. Christoph Kniestedt, einem renommierten Facharzt für Augenheilkunde, gesprochen. Von Adeline Beijns

 

Können Sie uns erklären, was ein Grauer Star ist und wann er normalerweise auftritt?

Der Graue Star ist eine allmähliche Trübung der Augenlinse. Die normalerweise transparente Linse sorgt dafür, dass das Licht auf der Netzhaut gebündelt wird, was für ein scharfes Sehen unerlässlich ist. Mit zunehmendem Alter unterliegt sie Veränderungen, die zu dieser Trübung führen und verschwommenes Sehen, eine erhöhte Lichtempfindlichkeit und manchmal eine veränderte Farbwahrnehmung verursachen. Der Graue Star tritt in der Regel nach dem 60.

Lebensjahr auf, wobei genetische Faktoren oder Augenverletzungen seine Entwicklung beschleunigen können. Obwohl der Graue Star häufig mit dem Altern in Verbindung gebracht wird, kommen etwa 0,2‰ der Babys mit einem angeborenen Grauen Star zur Welt. Glücklicherweise ist der angeborene Graue Star im Vergleich zum altersbedingten Grauen Star, der viel häufiger auftritt, selten.

In welchem Stadium und aus welchen Gründen sollte man eine Operation zur Behandlung des Grauen Stars in Betracht ziehen?

Eine Operation wird dann in Betracht gezogen, wenn der Graue Star das tägliche Leben erheblich beeinträchtigt. Es gibt keinen universellen «perfekten Zeitpunkt» für eine Operation. Es hängt davon ab, wie sich der Graue Star auf das Sehvermögen und die Sehbedürfnisse der Patient:innen auswirkt. Wenn jemand beispielsweise aufgrund einer verschwommenen Sicht Schwierigkeiten beim Lesen, Autofahren oder bei anderen wichtigen Aufgaben hat, ist es an der Zeit, über eine Operation nachzudenken.

Gibt es Mittel oder Verhaltensweisen, die Katarakten verhindern oder hinauszögern können?

Es gibt keine Mittel oder Medikamente, die den Grauen Star verhindern können, da er mit der natürlichen Alterung des Auges zusammenhängt. Indem man einige Massnahmen beachtet und z.B. mit einer Sonnenbrille mit UV-Schutz die Augen vor der Sonne schützt, kann das Auftreten des Grauen Stars jedoch verlangsamt werden.

Können Sie uns im Detail beschreiben, wie eine Kataraktoperation abläuft und was die Patient:innen davon erwarten können?

Die Kataraktoperation ist einer der häufigsten und sichersten chirurgischen Eingriffe. Sie findet in der Regel ambulant und unter örtlicher Betäubung statt, die in Form von Tropfen verabreicht wird, um das Auge ohne die Notwendigkeit von Injektionen zu betäuben. Wenn unter ambulanten Bedingungen operiert wird, dauert der ganze Vorgang ca. 1 Stunde und 30 Minuten, wobei die Operation selbst je nach Komplexität der Operation 20 bis 30 Minuten dauert. Der Rest der Zeit ist Vorbereitung und Nachbetreuung. Wie bei jeder Operation gibt es auch Fälle, die schwieriger sind und nicht in ein standardisiertes Schema passen.

Bei der Operation wird die getrübte Linse mit Ultraschall in kleine Partikel zerlegt. Diese Partikel werden dann aus dem Auge abgesaugt. Das Verfahren wird durch einen sehr kleinen Schnitt durchgeführt, der in der Regel etwa 2 mm gross ist, wodurch das Auge weniger traumatisiert wird und sich schneller erholt. Nachdem die getrübte Linse entfernt wurde, setzt der oder die Chirurg:in durch den gleichen kleinen Schnitt eine künstliche Intraokularlinse ein. Diese neue Linse ist transparent und stellt die Fähigkeit des Auges, das Licht zu bündeln, wieder her. Das Sehvermögen stellt sich relativ schnell wieder ein, auch wenn es noch einige Wochen dauern kann, bis sich die Sehkraft weiter verbessert.

Welche Risiken sind mit diesem chirurgischen Eingriff verbunden und wie werden sie normalerweise gehandhabt?

Obwohl die Kataraktoperation wie jede Operation sehr sicher ist, ist sie mit gewissen Risiken verbunden. Zu den möglichen Komplikationen gehören Infektionen, Entzündungen und Probleme mit der implantierten künstlichen Linse. Diese Komplikationen sind jedoch selten und die meisten können wirksam behandelt werden, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Die Mehrheit der Patient:innen erholt sich daher ohne grössere Probleme.

Beeinflusst der Zeitpunkt, zu dem sich ein:e Patient:in für eine Operation entscheidet, die Komplexität des Eingriffs und die erzielten Ergebnisse?

Der Zeitpunkt einer Kataraktoperation hat keinen Einfluss auf die Komplexität und Sicherheit der Operation selbst. Es gibt seltene Fälle, in denen eine Kataraktoperation medizinisch indiziert ist, z.B. bei sehr fortgeschrittenen, harten und dichten Katarakten (die eine grosse Menge an Ultraschallenergie erfordern) und bei sehr dicken Katarakten, die zu einem Winkelblockglaukom führen. Die dicke Linse verringert den Wasserabfluss und führt zu einem erhöhten Druck im Auge. In diesem Fall rät der Arzt den Patient:innen dringend, sich operieren zu lassen. Diese Fälle sind jedoch relativ selten, etwa 1 von 500 in unseren westlichen Ländern.

Welche konkreten Vorteile können Patient:innen nach einer Kataraktoperation erwarten?

Die Vorteile einer Kataraktoperation sind vielfältig. Die Patient:innen können eine deutliche Verbesserung des Sehvermögens erwarten, das es ihnen ermöglicht, alltägliche Aktivitäten wie Lesen oder Autofahren mit mehr Leichtigkeit und Komfort wieder aufzunehmen. Darüber hinaus können die bei der Operation implantierten Intraokularlinsen dank des technologischen Fortschritts nicht nur die getrübte Linse ersetzen. Sie können auch andere Sehprobleme wie Kurzsichtigkeit, Hornhautverkrümmung und Alterssichtigkeit korrigieren. Das bedeutet, dass viele Patient:innen nach der Operation weniger oder gar nicht mehr auf ihre Brille angewiesen sind, was die Lebensqualität enorm steigert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kataraktoperation oft als eine wahre visuelle Wiedergeburt angesehen wird, die den Patient:innen ihre frühere Sehkraft zurückgibt, die sie lange Zeit verloren hatten.

Welche Botschaft möchten Sie unseren Leser:innen abschliessend über den Grauen Star und seine Behandlungsmöglichkeiten mitteilen?

Ich möchte Ihren Leser:innen versichern, dass der Graue Star eine sehr häufige und durchaus behandelbare Erkrankung ist. Ich möchte sie ermutigen, nicht zu zögern, einen Augenarzt aufzusuchen, wenn sie Veränderungen an ihrem Sehvermögen bemerken, da eine frühzeitige Diagnose und rechtzeitige Behandlung für die Erhaltung der Lebensqualität von entscheidender Bedeutung sein kann. Es ist wichtig, sich auch um die Gesundheit der Augen zu kümmern, vor allem in fortschreitendem Alter.

 

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Abonnieren Sie die Printversion von Gesundheitsecho, um Zugriff auf alle Informationen zum Thema zu haben: Erfahrungsberichte, Tests, nützliche Adressen, Infografiken und mehr.
Also warten Sie nicht länger!
CHF39.00
Oder abonnieren Sie direkt 8 Ausgaben!
CHF78.00

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

Teil 2: Ein neues Kapitel im Kampf gegen CLL: Manuelas fortlaufende Geschichte

In unserer Aprilausgabe (siehe Flyer Teil 1) haben wir die emotionale Geschichte von Manuela begonnen, die mit nur 35 Jahren die Diagnose der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) erhielt und seitdem einen langen Weg des Kampfes, der Hoffnung und der Anpassung an eine neue Lebensrealität gegangen ist. Nun setzen wir ihre Geschichte fort, die uns in die jüngsten Entwicklungen ihres Gesundheitszustandes einführt, ihre Behandlung, und wie sich Manuela den neuen Herausforderungen stellt, mit der gleichen Stärke und Entschlossenheit, die sie seit der Diagnose an den Tag legt.

Loading

Mehr lesen »

Teil 1: Leben im Unerwarteten: Erics Kampf gegen CLL

Im Herzen medizinischer Herausforderungen gibt es Geschichten, die lauter klingen und die menschliche Dimension hinter den Diagnosen erhellen. Dieser Artikel erzählt von Erics einzigartigem Kampf gegen die chronische lymphatische Leukämie (CLL). Durch seine Erzählung erkunden wir nicht nur die medizinischen Herausforderungen, sondern auch die emotionale Auswirkung dieser Krankheit auf sein Leben und das seiner Angehörigen und bieten so eine menschliche Perspektive auf ein komplexes Thema.

Loading

Mehr lesen »

Zittern: über die Parkinson-Krankheit hinaus

Zittern, das durch unwillkürliche rhythmische Bewegungen eines oder mehrerer Körperteile gekennzeichnet ist, wird normalerweise mit der Parkinson-Krankheit in Verbindung gebracht. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die Parkinson-Krankheit nicht die einzige Ursache für Zittern ist. Viele Gesundheitszustände können diese unwillkürlichen Bewegungen auslösen und erweitern die Diagnosen weit über diesen einen bekannten Zustand hinaus.

Loading

Mehr lesen »

Überarbeitung, Angst und Stress überwinden

In der heutigen schnelllebigen Welt sind Überarbeitung, Angst und Stress fast zur alltäglichen Realität geworden. Da es uns schwerfällt, Arbeit, Familie und persönliche Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen, scheint der Druck oft unerbittlich zu sein. Ziel dieses Artikels ist es, die Auswirkungen moderner Stressfaktoren zu beleuchten und natürliche Heilmittel zu ergründen, die Linderung verschaffen können.

Loading

Mehr lesen »

Stress bewältigen und verstehen

Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Herausforderungen oder Bedrohungen. Diese komplexe physiologische Reaktion wird durch eine Reihe sogenannter Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol gesteuert. Diese erhöhen unsere Aufmerksamkeit, unsere Energie und unsere Fähigkeit, schnell zu reagieren. Bei längerer oder übermäßiger Aktivierung können sie sich jedoch negativ auf unser Wohlbefinden auswirken.

Loading

Mehr lesen »