«Sich selbst besser kennenlernen»

In der Schweiz leiden schätzungsweise eine halbe Million Menschen an den verschiedenen Formen von Diabetes. Trotz guter Behandlungsmöglichkeiten ist der tägliche Umgang mit dem Diabetes für viele Betroffenne eine Herausforderung. So auch für den 47-jährigen Alban, der seit 6 Jahren von Diabetes Typ 2 betroffen ist. Der gelernte Elektriker erzählt von seinen Erfahrungen mit der Krankheit und über den Umgang mit Hilfsmitteln, wie seinem stetigen und lebenswichtigen Begleiter: Der Sensor, der den Zucker misst. Von Adeline Beijns

 

Eine unerwartete Diagnose

Wir sind im Jahr 2017, Alban ist 41 Jahre alt und führt ein aktives Leben. Er ist ein gesunder Mann im besten Alter – bis zu diesem Moment, als er merkwürdige Veränderungen an seinem Körper bemerkt: «Ich hatte noch nie so einen Durst verspürt», erinnert er sich. «Ich trank literweise Wasser, aber mein Durst wurde nicht weniger.» Bei Alban klingeln die Alarmglocken und er sucht einen Arzt auf. Nach einer Reihe von Tests folgt die Diagnose Typ-2-Diabetes. Es sei ein Schock gewesen, obschoner es wegen seiner familiären Vorgeschichte – seine Mutter litt ebenfalls an Typ-2-Diabetes – hätte ahnen können, erzählter. Gerechnet habe er mit dieser Diagnose dennoch nicht.

Aller Anfang ist schwer

Für Alban beginnt mit der Diagnose ein neuer Lebensabschnitt – zu diesem gehört schon bald auch das regelmässige Messen des Zuckerwerts mit einem Glukosemesssystem. Denn nur so weisser, wie hoch der Zuckergehalt in seinem Körper ist und kann entsprechend darauf reagieren. Das Glukosemesssystem wird für Alban zu einem unverzichtbaren Helfer, zu seinem stetigen Begleiter. «Am Anfang war ich etwas skeptisch», gibt er zu. «Aber ich habe schnell verstanden, dass mich dieses Hilfsmittel dabei unterstützt, meine Krankheit besser zu verstehen und mit ihr umzugehen.» Anders als man denken könnte, ist die Verwendung des Glukosesensors nicht schmerzhaft, eine Eigenschaft, die Alban besonders schätzt.

Körper beobachten und verstehen

Mithilfe des Sensorsystems lernt Alban, die Reaktionen seines Körpers auf verschiedene Nahrungsmittel und körperliche Aktivitäten zu lesen. «Es ist unglaublich, wie sehr das, was wir essen und wie wir uns bewegen, unseren Glukosespiegel beeinflussen kann», erklärt er. So hat er mithilfe dieses Tools herausgefunden, dass bestimmte Lebensmittel, selbst solche, die er für gesund hielt, Glukosespitzen verursachen können. Eine weitere Erkenntnis: Bewegung Betätigung wirkt sich positiv auf die Regulierung seines Zuckerspiegels aus. «Ich kann jetzt meine Ernährung und meine körperliche Aktivität auf der Grundlage der gesammelten Datenn anpassen. Das gibt mir ein Gefühl von Kontrolle, das ich vorher nicht hatte».

Ein Werkzeug für das tägliche Management

Alban betrachtet seinen Sensor als ein hervorragendes Instrument zur Beobachtung und zum Management dieser unsichtbaren Krankheit. «Diabetes ist einschränkend», sagter. «Aber zu wissen, wie mein Körper reagiert, hilft mir, ihn besser zu managen.» Durch die kontinuierliche Überwachung seiner Zuckerwerte sei er in der Lage, Entscheidungen zu treffen, um diabetesbedingte Komplikationen zu vermeiden. «Das gibt mir einen Seelenfrieden», gestehter, und ergänzt: «Ich weiss, dass ich meinen Gesundheitszustand in Echtzeit überwachen und entsprechend handeln kann.» 

Das Sensorsystem hilft Alban, einen proaktiveren Ansatz bei der Behandlung seines Diabetes zu verfolgen. Beispielsweise kann er jetzt Schwankungen seines Blutzuckerspiegels aufgrund seiner Ernährung und körperlichen Aktivität vorhersehen. «Früher fühlte ich mich von plötzlichen Schwankungen oft überrascht», erklärter. «Aber mit dem Zuckerwerten, die ich dank dem Sensor erhalte, kann ich Trends erkennen und meine Handlungen entsprechend anpassen.» Dazu gehören nicht nur die Mahlzeiten, sondern auch Snacks und Getränke. «Ich weiss jetzt, dass selbst ein kleiner Snack eine erhebliche Wirkung haben kann, und ich kann meine Ernährung anhand der Daten, die ich erhalte, anpassen.»

Auswirkungen auf die Lebensqualität

Alban betont, dass der kleine Sensor einen erheblichen Einfluss auf seine Lebensqualität hat. Er fühle sich sicherer und sei zuversichtlich, dass er seinen Zustand in den Griff bekomme. «Ich habe keine Angst mehr vor plötzlichen Schwankungen meines Blutzuckerspiegels», sagt er und ergänzt: «Ich weiss, dass ich sie vorhersehen und kontrollieren kann.» Dieses neu gewonnene Selbstvertrauen ermöglicht es ihm, ein erfülltes und aktives Leben zu führen. «Ich kann reisen, arbeiten und meine Familie geniessen, ohne mir ständig Sorgen über meinen Blutzuckerspiegel machen zu müssen.»

Ein unverzichtbarer Partner

Albans Erfahrungen zeigen, wie sehr ein Sensor den Umgang mit Typ-2-Diabetes verändern kann. Für ihn ist das System zu einem unverzichtbaren Partner geworden, der ihm wertvolle Einblicke in seinen Gesundheitszustand verschafft und ihm hilft, seine Erkrankung zu kontrollieren. «Wenn Sie an Diabetes leiden, empfehle ich Ihnen dringend, sich ein Sensorsystem anzuschaffen», räter. «Es kann Ihr Leben wirklich verändern». 

Freestyle Libre 3
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Abonnieren Sie die Printversion von Gesundheitsecho, um Zugriff auf alle Informationen zum Thema zu haben: Erfahrungsberichte, Tests, nützliche Adressen, Infografiken und mehr.
Also warten Sie nicht länger!
CHF39.00
Oder abonnieren Sie direkt 8 Ausgaben!
CHF78.00

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

Mehr als Routine: der Gesundheits-Check-up als Schlüssel zur Vitalität

Regelmässige Gesundheits-Check-ups gehören heute zu den wichtigsten Säulen der modernen Präventivmedizin. Sie helfen, stille Risikofaktoren wie Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- oder Tumorerkrankungen frühzeitig zu erkennen, lange bevor Beschwerden auftreten. Durch gezielte Diagnostik und individuelle Beratung lassen sich Krankheiten nicht nur rechtzeitig behandeln, sondern häufig auch besser kontrollieren und antizipieren. PD Dr. med. Dr. sc. nat. Erik Walter Holy von der Privatklinik Bethanien, die Teil des Swiss Medical Network ist, erklärt, wie Prävention und Gesundheitsbewusstsein entscheidend dazu beitragen, Vitalität, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität langfristig zu erhalten.

Loading

Mehr lesen »

Augenblicke der Hoffnung: moderne Techniken bei Netzhauterkrankungen

Netzhauterkrankungen stellen hohe Anforderungen an Diagnostik und chirurgische Präzision. Gerade in diesem Bereich der Augenheilkunde hat sich in den letzten Jahren viel getan. Welche Entwicklungen diesen Wandel prägen, wie sich die operative Praxis verändert hat und welche Rolle dabei die Perspektive der Patientinnen und Patienten spielt, darüber spricht Prof. Dr. med. Matthias Becker, Chefarzt und Leiter Forschungszentrum Augenklinik, Stadtspital Zürich Triemli, im Interview.

Loading

Mehr lesen »

Gewicht und Blutzucker in den Wechseljahren – Studie Teilnahme

Im meinem Lieblingskaffee gibt es plötzlich auch Matcha-Latte, auf Social Media sieht man zahlreiche «Mushroom Coffees» und in einer Fernsehwerbung wirbt Jennifer Aniston für ein Kollagen-Pulver für schönere Haut. Funktionelle Lebensmittel, aus dem englischen «Functional Foods», haben den Nischenmarkt verlassen. Der Begriff beschreibt Lebensmittel oder Getränke, die über ihre reine Nährstoffversorgung hinaus einen spezifischen, gesundheitlichen Zusatznutzen bieten. Dies wird oft durch die Zugabe oder natürliche Konzentration von bioaktiven Inhaltsstoffen erreicht. Doch was ist Marketing und was bringt tatsächlich Nutzen? Sehen wir uns einmal die wissenschaftliche Evidenz hinter einigen populären funktionellen Lebensmitteln an.

Loading

Mehr lesen »

Mehr Menschlichkeit und Effizienz durch vernetzte Versorgung

Integrierte Versorgung ist mehr als ein Schlagwort – sie steht für ein Gesundheitssystem, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Mit dem integrierten Versorgungsmodell VIVA verfolgt das Swiss Medical Network einen ganzheitlichen Ansatz, der Hausärzt:innen, Fachspezialist:innen und Spitäler miteinander verbindet. Im Interview erklärt Esthelle Le Gallic de Kerizouët, CEO von VIVA Health Suisse, wie dieses Konzept den Alltag von Patient:innen spürbar verändert – und warum Zusammenarbeit der Schlüssel für Qualität und Vertrauen ist.

Loading

Mehr lesen »

So jung hatte ich nicht mit Krebs gerechnet

Wenn man sein ganzes Leben noch vor sich hat, kann es surreal oder sogar grausam erscheinen, wenn eine Krankenschwester mit einem unbeholfenen Lächeln sagt: «Sie haben Glück, Sie haben die richtige Krebs-art gewählt, denn Schilddrüsenkrebs ist gut behandelbar.» Denn auch wenn diese Krebsart oft eine gute Prognose hat, fühlt man sich in diesem Alter nicht bereit, sich mit diesem beängstigenden Wort auseinanderzusetzen. Denn es steht für Unsicherheit und Angst. Das empfand Magda, heute 39 Jahre alt, als die Diagnose gestellt wurde. Fünfzehn Jahre später, während sie ein Fotoalbum über ihre letzte 3500 km lange Reise durch Namibia vorbereitet, erzählt sie von ihrem Lebensweg, der von der Krankheit und dem Wunsch geprägt ist, weiterhin ein erfülltes Leben zu führen.

Loading

Mehr lesen »

Prostatakrebs: was jeder Mann wissen sollte

Obwohl Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung bei Männern ist, ist er immer noch mit vielen Vorurteilen verbunden. Dank Früherkennung und multidisziplinären Behandlungsmöglichkeiten haben sich die Aussichten auf Heilung für Betroffene erheblich verbessert. Entscheidend bleibt die richtige Aufklärung, die Männer dazu ermutigen soll, das Stigma rund um Prostatakrebs abzulegen und ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. In diesem Interview befragten wir Dr. med. Berardino De Bari, Leiter der Abteilung für Radioonkologie am Neuenburger Spitalnetzwerk.

Loading

Mehr lesen »