Vasektomie: Ein bewusster Schritt… zur Familienplanung

Immer mehr Männer übernehmen aktiv Verantwortung bei der Familienplanung und entscheiden sich für eine Vasektomie. Auch Boris Kasper (41) hat diesen Schritt bewusst gewählt. In diesem Erfahrungsbericht schildert er, warum er sich für eine Vasektomie entschieden hat, wie er den Eingriff erlebt hat und was sich seither verändert hat. Seine Geschichte zeigt, dass der Entschluss gut überlegt sein sollte, aber kein Grund für Angst oder Tabus sein muss. | Noémie Aeschlimann

Der Weg zur Entscheidung

Geboren in Deutschland, ist er schon seit seiner Jugend im Ausland zu Hause – unter anderem hat er mehrere Jahre auf Teneriffa und lange Zeit in der Schweiz gelebt. Er wohnt nun mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Söhnen im Elsass. Als Boris kurz vor seinem 40. Geburtstag stand, war seine Familienplanung abgeschlossen. Er erinnert sich noch genau an die Zeit, in der er begann, über eine Vasektomie nachzudenken. Dabei spielten sowohl sein Alter als auch die bewusste Entscheidung, keine weiteren Kinder zu wollen, eine Rolle, sowohl für die be- stehende Ehe als auch im Hinblick auf mögliche zukünftige Lebenssituationen.

Ein weiterer Punkt war die Verhütung. Seine Frau hatte über viele Jahre hormonelle Methoden wie Pille und Spirale genutzt. «Das hat ihren Körper sehr belastet. Irgendwann war für mich klar, dass ich nun Verantwortung übernehmen möchte. Ich habe mir gesagt: Jetzt bin ich dran.» Die Gespräche mit seiner Frau verliefen offen und unkompliziert und beide waren sich einig, keine weiteren Kinder zu wollen. Auch im Umfeld gab es Vorbilder: Sein Schwager und sein Vater hatten eine Vasektomie machen lassen. Das gab ihm Sicherheit und machte deutlich, dass dieser Schritt kein Tabu ist, sondern Teil einer verantwortungsvollen Familienplanung sein kann.

Sorgen und gründliche Vorbereitung

Die Erfahrung seines Schwagers, der nach dem Eingriff längere Zeit Schmerzen hatte, verunsicherte ihn zunächst ein wenig. Boris suchte bewusst das Gespräch mit ihm, um möglichst genau zu erfahren, wie der Eingriff bei ihm war und was ihn erwartete. «Ich habe ihn gefragt, wie es bei ihm verlaufen ist. Seine Geschichte hat mich kurz stutzig gemacht, da sich der Heilungsprozess bei ihm etwas länger hingezogen hatte», erzählt Boris. Umso wichtiger war für ihn die ausführliche Beratung und die gesetzlich vorgeschriebene Bedenkzeit, die in Frankreich mehrere Monate beträgt. Mit Unterstützung der Ärztinnen und Ärzte informierte er sich nicht nur über den genauen Ablauf der Operation, sondern auch über mögliche Risiken, die Zeit nach dem Eingriff sowie über die Option, Spermien einfrieren zu lassen. Die Vorbereitung nahm ihm viele Sorgen und machte ihn innerlich ruhig und zuversichtlich.

Ein klar strukturierter Eingriff

Am Tag der Operation erschien Boris früh am Morgen in der Klinik. Er entschied sich bewusst für eine Vollnarkose, weil er vom Eingriff selbst nichts mitbekommen wollte. Der Ablauf verlief reibungslos und am Nachmittag holte ihn seine Frau wieder ab. Komplikationen traten keine auf. Die Stunden nach dem Eingriff beschreibt Boris als etwas ungewohnt, aber nicht dramatisch. «Ich fühlte keinen richtigen Schmerz, sondern hatte eher ein Druckgefühl. Man merkt, dass etwas gemacht wurde», sagt er. In den folgenden Tagen gönnte er sich bewusst viel Ruhe. Zwei bis drei Tage reichten, damit die kleinen Wunden gut verheilen konnten. Es kam weder zu Nachblutungen noch zu Schwellungen. Emotional empfand er die Situation als klar und beruhigend. «Ich bin ein emotionaler Mensch, aber bei dieser Entscheidung gab es kein Grübeln. Ich stand voll dahinter.»

Zurück in den Alltag

Einige Wochen später normalisierte sich auch das Sexualleben wieder. «Am Anfang war die Lust noch nicht ganz da. Das ist normal, weil man spürt, dass etwas gemacht wurde. Mit der Zeit war aber wieder alles wie zuvor.» Diese Phase des behutsamen Herantastens empfand er als wichtig, um dem Körper und dem Kopf die nötige Zeit zur Anpassung zu geben. In Frankreich ist es gesetzlich vorgeschrieben, nach einigen Monaten eine Spermaprobe abzugeben, bevor Paare dauerhaft auf andere Verhütungsmethoden verzichten dürfen. Dieser Schritt dient der Sicherheit und soll sicherstellen, dass keine befruchtungsfähigen Spermien mehr vorhanden sind. Etwa sechs bis neun Monate nach der Vasektomie gab Boris seine erste Probe ab. Die Analyse zeigte, dass sich noch einige wenige Spermien nachweisen liessen. «Das kann vorkommen», erklärt er. Erst nach einem zweiten, endgültig negativen Test konnte das Paar auf Verhütung verzichten. Für ihn war dies ein erleichternder Abschluss.

Veränderungen im Kopf

Die Vasektomie hatte für Boris nicht nur körperliche, sondern auch mentale Auswirkungen. Er spürte, dass er freier im Kopf war. Die Verhütungsfrage spielte keine Rolle mehr, was ihm auch in der Partnerschaft ein Gefühl von Sicherheit gab. Körperlich hatte er nach der Heilungsphase keine Einschränkungen und auch seine Rolle als Vater blieb unverändert. «Ich habe nie empfunden, dass dieser Eingriff mein Selbstverständnis beeinflusst hat. Für mich war er eine bewusste und verantwortungsvolle Entscheidung für das Wohl meiner Familie.»

Ein gut überlegter Schritt

Rückblickend würde Boris die Vasektomie jederzeit wieder machen. «Für mich war es absolut die richtige Entscheidung.» Gleichzeitig betont er, wie individuell dieser Prozess für jeden Mann ist. Eine Vasektomie sei kein Entschluss, den man leichtfertig treffen sollte und niemand könne einem diese Entscheidung abnehmen. Wichtig seien gute Informationen und ausreichend Zeit für die Entscheidungsfindung. Ebenso entscheidend sind eine ehrliche Auseinandersetzung mit den eigenen Lebensplänen sowie offene Gespräche mit der Partnerin. Für ihn waren diese gemeinsamen Gespräche ein wesentlicher Teil des Weges und haben den Entschluss zusätzlich gefestigt. «Für uns war es genau der richtige Weg», sagt er heute.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Abonnieren Sie die Printversion von Gesundheitsecho, um Zugriff auf alle Informationen zum Thema zu haben: Erfahrungsberichte, Tests, nützliche Adressen, Infografiken und mehr.
Also warten Sie nicht länger!
CHF39.00
Oder abonnieren Sie direkt 8 Ausgaben!
CHF78.00

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

Wenn das Tempo nicht mehr passt

Julie Cartwright, 43, war schon immer ein Mensch voller Energie. Zehn Jahre lang trainierte sie Kampfsport,
später spezialisierte sie sich auf Luftakrobatik. Daneben absolvierte sie ihr Masterstudium, arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin und gründete mit einer befreundeten Person ein eigenes Luftakrobatik-Studio. Alles war in Bewegung, sie funktionierte perfekt im Hochleistungsmodus: körperlich, beruflich und mental.

Loading

Mehr lesen »

Familienerbe Migräne

Juliette, 52, hat ein bewegtes Leben. Als Französischlehrerin an einem Gymnasium, Mutter von zwei Teenagerinnen und Besitzerin von zwei kleinen Hunden, die jeden Tag ausgeführt werden wollen, verkörpert sie überströmende Energie und eine tiefe Liebe zu ihren Mitmenschen. Doch im Schatten ihres aktiven Lebens lastet eine unsichtbare, allgegenwärtige Bürde auf ihren Schultern: die Migräne.

Loading

Mehr lesen »

Wenn der Bauch den Kopf mitbestimmt: Migräne und Darm

Migräne ist weit mehr als ein reiner Kopfschmerz – sie betrifft oft den ganzen Körper. Besonders der Magen-Darm-Trakt scheint bei vielen Betroffenen eine wichtige Rolle zu spielen. Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen sind bekannte Begleiter. Neue Erkenntnisse zeigen: Der Darm könnte mehr Einfluss auf Migräne haben, als bisher gedacht. Was das bedeutet und wie man diesen Zusammenhang positiv nutzen kann, lesen Sie in diesem Artikel.

Loading

Mehr lesen »

CGM und ärztliche Betreuung: die Schlüssel zu mehr Lebensqualität mit Diabetes

Typ-2-Diabetes ist eine chronische Erkrankung, von der Millionen Menschen betroffen sind. Doch jeder Verlauf ist einzigartig. Die 60-jährige Kauffrau Christine C. erzählt von ihren Erfahrungen seit der Diagnose vor 20 Jahren. Dabei berichtet sie von alltäglichen Herausforderungen, der Entwicklung neuer Technologien wie des Sensors zur kontinuierlichen Glukosemessung (Continuous Glucose Monitoring, CGM) und entsprechender ärztlicher Betreuung. Sie erzählt aber auch, wie sie gelernt hat, mit ihrer Diabeteserkrankung umzugehen und gleichzeitig ihre Lebensqualität zu bewahren.

Loading

Mehr lesen »

Wenn kleine Wunden grosse Folgen haben

Der diabetische Fuss ist eine schwerwiegende Komplikation bei Menschen mit Diabetes, die oft zu spät erkannt wird. Die Erkrankung kann schleichend beginnen und lange unbemerkt bleiben. Chronische Wunden, Infektionen und Amputationen lassen sich jedoch mit der richtigen Vorsorge und frühzeitigen Behandlung in vielen Fällen verhindern. Neben der medizinischen Versorgung spielen Prävention, interdisziplinäre Zusammenarbeit und das Bewusstsein der Betroffenen eine zentrale Rolle. Im Gespräch gibt Dr. med. Hans Brunner (https://www.drbrunner.ch), Spezialist für den diabetischen Fuss, Einblick in die Vielschichtigkeit dieser Erkrankung und schildert die aktuellen Herausforderungen in der Versorgung.

Loading

Mehr lesen »

Fermentierte Lebensmittel – viel mehr als (nur) Geschmack

Sagt Ihnen das was? Fermentierte Lebensmittel sind im Trend. Doch Fermentation ist kein neuer Hype, sondern ein jahrtausendealtes Verfahren zur Konservierung und Geschmacksbildung von Speisen, lange bevor wir über Kühlschränke verfügten. Heute wissen wir: Fermentation kann weit mehr, als nur Lebensmittel haltbar zu machen. Sie erzeugt lebende Mikroorganismen und diese wiederum eine Fülle bioaktiver Verbindungen, die unser Wohlbefinden unterstützen können.

Loading

Mehr lesen »