Mehr als Routine: der Gesundheits-Check-up als Schlüssel zur Vitalität

PD Dr. med. Dr. sc. nat. Erik Walter Holy Facharzt für Kardiologie, Angiologie und Allgemeine Innere Medizin, Privatklinik Bethanien

Regelmässige Gesundheits-Check-ups gehören heute zu den wichtigsten Säulen der modernen Präventivmedizin. Sie helfen, stille Risikofaktoren wie Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- oder Tumorerkrankungen frühzeitig zu erkennen, lange bevor Beschwerden auftreten. Durch gezielte Diagnostik und individuelle Beratung lassen sich Krankheiten nicht nur rechtzeitig behandeln, sondern häufig auch besser kontrollieren und antizipieren. PD Dr. med. Dr. sc. nat. Erik Walter Holy von der Privatklinik Bethanien, die Teil des Swiss Medical Network ist, erklärt, wie Prävention und Gesundheitsbewusstsein entscheidend dazu beitragen, Vitalität, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität langfristig zu erhalten.

Warum ist ein regelmässiger Gesundheits-Check-up sinnvoll – selbst dann, wenn man sich völlig gesund und fit fühlt?

Viele Erkrankungen – insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen oder Tumorerkrankungen – entwickeln sich schleichend und bleiben lange symptomlos. Ein Mensch kann sich subjektiv völlig gesund fühlen, obwohl sich bereits pathologische Veränderungen abzeichnen. Durch frühzeitige Diagnostik lassen sich Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutzuckerwerte oder Dyslipidämien erkennen und gezielt behandeln, bevor klinische Symptome auftreten oder Organschäden entstehen. Der Check-up ist daher weniger eine Kontrolle des «Ist-Zustands», sondern vielmehr eine Investition in die Gesundheit der Zukunft.

Was umfasst ein moderner Check-up heute konkret – und wie gestaltet sich der Ablauf von der ersten Untersuchung bis zur Auswertung der Ergebnisse?

Ein Check-up beginnt mit einer ausführlichen Anamnese, in der Lebensstil, familiäre Vorbelastungen und individuelle Risikofaktoren erfasst werden. Es folgt eine körperliche Untersuchung inklusive Blutdruckmessung, Ruhe- und ggf. Belastungs-EKG, Laboranalysen (z. B. Blutzucker, Lipidprofil, Nieren- und Leberwerte, Entzündungsparameter) sowie Urinstatus. Ergänzend kommen je nach Alter, Geschlecht und Risikoprofil bildgebende Verfahren wie Sonographie von Herz, Carotiden oder Abdomen hinzu. Nach der Diagnostik werden alle Befunde in einem strukturierten Arztgespräch besprochen, wobei der Fokus auf einer integrativen Bewertung der Daten und einer individuellen Präventionsstrategie liegt.

Welche Erkrankungen oder Risikofaktoren lassen sich durch eine solche Vorsorgeuntersuchung besonders frühzeitig erkennen – und warum ist das so entscheidend?

Besonders häufig lassen sich arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Atherosklerose sowie Nierenfunktionsstörungen im Frühstadium entdecken. Diese Erkrankungen bilden gemeinsam die Grundlage vieler chronischer Folgekrankheiten – etwa Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz. 

Wird beispielsweise eine Hypertonie oder Dyslipidämie rechtzeitig erkannt, können therapeutische Massnahmen eingeleitet werden, bevor irreversible Gefässschäden auftreten. Prävention ist hier nicht nur medizinisch, sondern auch volkswirtschaftlich von enormer Bedeutung, da sie spätere Krankheitskosten und individuelle Einschränkungen reduziert.

Wie gehen Sie vor, wenn ein Check-up auffällige Werte oder Befunde zeigt – und welche nächsten Schritte empfehlen Sie in solchen Fällen?

Bei auffälligen Befunden erfolgt zunächst eine differenzierte Abklärung, um zwischen vorübergehenden Veränderungen und echten pathologischen Prozessen zu unterscheiden. Dazu gehören gegebenenfalls Wiederholungsuntersuchungen, weiterführende Diagnostik (z. B. Echokardiographie, Langzeit-EKG, CT oder MRT) und eine präzise Risikostratifizierung. Entscheidend ist eine strukturierte Nachbetreuung: Wir besprechen mit dem Patienten alle Ergebnisse ausführlich, erläutern den medizinischen Kontext und entwickeln ein individuelles Behandlungs- oder Präventionskonzept. Dabei steht immer die Motivation im Vordergrund, durch Aufklärung und Begleitung nachhaltige Verhaltensänderungen zu fördern.

Inwiefern kann eine regelmässige Gesundheitsvorsorge dazu beitragen, Vitalität und Lebensqualität langfristig zu erhalten – vielleicht sogar Krankheiten ganz zu verhindern?

Regelmässige Vorsorge schafft Bewusstsein für den eigenen Gesundheitszustand und ermöglicht rechtzeitiges Gegensteuern bei ungünstigen Entwicklungen. Studien zeigen, dass Menschen, die ihre Risikofaktoren kennen und aktiv managen, signifikant länger gesund leben. Durch frühzeitige Interventionen – etwa Anpassung von Ernährung, Bewegung oder Stressmanagement – können viele Erkrankungen tatsächlich verhindert oder zumindest deutlich hinausgezögert werden. Gesundheit ist kein statischer Zustand, sondern ein dynamisches Gleichgewicht, das ständige Aufmerksamkeit verdient. Prävention bedeutet, dieses Gleichgewicht zu erhalten, bevor eine Krankheit entsteht.

Gibt es bestimmte Lebensphasen oder Risikogruppen, für die ein Check-up besonders empfehlenswert ist – und welche Untersuchungen stehen dabei im Vordergrund?

Regelmässige Vorsorge ist ein wichtiger Baustein für langfristige Gesundheit. Da sich Risikoprofile und medizinische Bedürfnisse mit dem Alter verändern, sind zum einen altersabhängige Check-ups sinnvoll. Für junge Erwachsene stehen vor allem grundlegende Gesundheitsparameter und individuelle Risikofaktoren im Mittelpunkt. Ab dem mittleren Lebensalter ergänzen wir diese um umfassendere Untersuchungen zur Prävention von Herz-, Gefäss- und Stoffwechselerkrankungen. In höheren Altersgruppen legen wir besonderen Wert auf kardiovaskuläre Diagnostik, Stoffwechselkontrollen und frühzeitige Erkennung altersassoziierter Erkrankungen. Besonders wichtig ist die Vorsorge jedoch für Personen mit familiärer Belastung, Übergewicht, Bewegungsmangel oder chronischem Stress. Auch Manager und Vielreisende profitieren von strukturierter Prävention. Bei Männern stehen Herz-Kreislauf- und Prostatauntersuchungen im Fokus, bei Frauen ergänzend gynäkologische und endokrinologische Aspekte. Abhängig von der individuellen Situation werden spezielle Screeningverfahren, etwa zur Früherkennung von Atherosklerose oder onkologischen Erkrankungen, integriert.

Wie wird sich die Präventivmedizin Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren entwickeln – und welche Rolle werden individuelle Check-ups dabei spielen?

Die Präventivmedizin wird zunehmend personalisiert und datengetrieben. Fortschritte in Genetik, molekularer Diagnostik und digitaler Gesundheitsüberwachung ermöglichen eine präzisere Risikoanalyse und Verlaufskontrolle. Wearables, kontinuierliche Glukose- oder Blutdruckmesssysteme und KI-gestützte Auswertungen werden künftig helfen, Prävention dynamisch in den Alltag zu integrieren. 

Der klassische Check-up entwickelt sich damit zu einem kontinuierlichen, digital begleiteten Gesundheitsmonitoring. Die ärztliche Aufgabe besteht darin, die gewonnenen Daten richtig zu interpretieren, Prioritäten zu setzen und den Menschen als Ganzes im Blick zu behalten – über Messwerte hinaus. 

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