Geheimnisse eines erfüllten Senioren

Théo Siegrist, 80 Jahre alt

Das Älterwerden ist ein natürlicher Prozess, der mit Optimismus und Energie angegangen werden kann – fernab von Klischees über den Verfall. Der 80-jährige Théo Siegrist, verrät uns heute, welche Gewohnheiten ihm dabei helfen, körperlich und geistig fit zu bleiben. | Adeline Beijns

Den Geist durch Austausch und intellektuelle Herausforderungen anregen

Für Théo basiert psychische Gesundheit auf konstruktiven täglichen Interaktionen. Er beteiligt sich aktiv an Gesprächen mit seinen Angehörigen, aber auch mit dem Personal und anderen Bewohner:innen des Pflegeheims – und das trotz der Herausforderungen, die Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson bei einigen mit sich bringen. Diese oft humorvollen Gespräche erhellen Théos Alltag und gleichen soziale Einschränkungen aus. Er bleibt durch Aktivitäten im Pflegeheim wie gemeinsames Zeitunglesen am Morgen, Quiz zu verschiedenen Themen wie Geografie, Geschichte und Politik oder lebhafte Diskussionen über aktuelle Ereignisse mit der Aussenwelt in Verbindung.

Ausserdem ist Théo sehr belesen und kann ein 300-seitiges Buch in wenigen Stunden verschlingen. Als Autor für regionale Zeitungen achtet er besonders sorgfältig auf Rechtschreibung und Grammatik. Über das persönliche Vergnügen hinaus haben diese Aktivitäten eine wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung auf das Gehirn: neurowissenschaftliche Studien bestätigen, dass intellektuelle Tätigkeiten die Plastizität des Gehirns fördern und das Risiko eines kognitiven Abbaus bei Senioren verringern.

Das Gedächtnis durch produktive Hobbies trainieren

Théo trainiert sein Gedächtnis mit seinem «Méli-Mélo», einem etwa hundertseitigen Heft voller Rätsel wie beispielsweise Kreuzworträtsel. Er nimmt es überallhin mit und verwandelt Wartezeiten – beispielsweise bei Arzter – minen – in Gelegenheiten zum Rätsel lösen. Seine Aufmerksamkeit für sprachliche Details ist bemerkenswert: ein Fehler in der französischen Sprachverbindung «bereitet ihm Kopfschmerzen» und zeugt von seinem hohen Anspruch an die Rechtschreibung.

Diese persönlichen Gewohnheiten lassen sich nicht nur gut in die Aktivitäten des Pflegeheims integrieren, sondern stärken auch Théos kognitive Fähigkeiten: laut Gerontologie-Expert:innen sind tägliche intellektuelle Aufgaben unerlässlich, um das Kurz- und Langzeitgedächtnis zu stärken und neurodegenerativen Erkrankungen vorzubeugen. Théo ist der lebende Beweisdafür.

Mit einfachen Routinen den Körper aktiv halten

Théo beginnt seinen Tag mit Dehnübungen, die ihn beweglich und flexibel halten. Morgens und nachmittags geht er spazieren, um Einkäufe zu erledigen oder mit dem Zug Bekannte zu besuchen. Diese Gewohnheiten tragen zu einer guten Herz-Kreislauf-Gesundheit bei, verringern das Sturzrisiko und fördern das allgemeine Wohlbefinden, wie die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation für Senioren betonen¹.

Einen ausgewogenen und ausgeglichenen Lebensstil pflegen

Was seine Lebensweise angeht, ist Théo vorbildlich: er isst, bis er satt ist, und nimmt sich Zeit, jede Mahlzeit zu geniessen – wie beispielsweise ein ausgezeichnetes Château Brillant, das er kürzlich im Pflegeheim probiert hat. Er ist seit über 25 Jahren Nichtraucher, trinkt mässig ein halbes Glas Wein pro Mahlzeit und gelegentlich ein kleines Bier, was den Empfehlungen zur Begrenzung von Leber- und Herz-Kreislauf-Risiken entspricht. Er nimmt nur sehr wenige Medikamente ein, schläft tief und fest wie ein «Siebenschläfer», steht früh auf und geht spätins Bett, ohne ein Nickerchen zu machen.

So hält er einen stabilen Tagesrhythmus ein, der ihm konstante Energie sichert. Diese Entscheidungen stehen im Einklang mit seiner Lebensphilosophie: jeden Tag das Positive zu fördern, wie zum Beispiel einen Kaffee auf seinem Balkon bei Sonnenaufgang zu geniessen. Zusammenfassend zeigen diese einfachen und harmonischen Gewohnheiten, dass ein gutes Altern für jeden möglich ist. Théo erinnert uns mit einem Lächeln daran, dass das Leben in jedem Alter ein schönes Abenteuer voller Vitalität und Freude sein kann. 

Referenz:
1. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/physical-activity

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Abonnieren Sie die Printversion von Gesundheitsecho, um Zugriff auf alle Informationen zum Thema zu haben: Erfahrungsberichte, Tests, nützliche Adressen, Infografiken und mehr.
Also warten Sie nicht länger!
CHF39.00
Oder abonnieren Sie direkt 8 Ausgaben!
CHF78.00

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

Nach der Krebserkrankung: zurück zu Intimität und Vergnügen

Die Diagnose Krebs, egal ob sie die Brust, den Gebärmutterhals oder andere Organe betrifft, verändert das Leben in vielerlei Hinsicht. Trotz der körperlichen und emotionalen Herausforderungen bleibt die oft in den Hintergrund gedrängte Sexualität ein wichtiger Pfeiler der Lebensqualität. Doch die Behandlung (Mastektomie, Chemotherapie, Hormontherapie, Prostatektomie) und deren Auswirkungen auf den Körper und das Selbstwertgefühl können zu Herausforderung in diesem Bereich führen. Um mehr über dieses sensible Thema zu erfahren, haben wir mit Dr. med. Lakshmi Waber, Psychiater, Sexologe und Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Sexologie, gesprochen. Im Interview hat er uns Tipps in Bezug auf Herausforderungen, Lösungen und Hoffnungen verraten, die Frauen und Männer dabei unterstützen können, Intimität und Lust nach einer Krebserkrankung neu zu entdecken.

Loading

Mehr lesen »

Warme Detox-Tees – sanft in den Herbst starten

Wenn die Tage kürzer werden und der Körper die ersten Fröste der Saison spürt, ist es an der Zeit, sich wohltuenden Ritualen zuzuwenden. Warme Tees und Aufgüsse sind nicht nur eine Wohltat für die Seele – sie können den Organismus auch bei der Umstellung unterstützen, das Immunsystem anregen, die Verdauung fördern und sanft entgiften. Hier sind drei einfache, natürliche und köstliche Rezepte, ideal für einen gesunden Start in den Herbst.

Loading

Mehr lesen »

Histaminintoleranz: ein Rätsel

Die seltene Histaminintoleranz, die rund 1% der Schweizer Bevölkerung betrifft, kann einfache Freuden wie gutes Essen zum Albtraum machen. Die 34-jährige Elodie, eine junge, aktive Frau, hat dies selbst erlebt.

Loading

Mehr lesen »

Probiotika und der Körper

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die – in ausreichender Menge eingenommen – positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben können. Doch was geschieht mit ihnen, sobald wir sie geschluckt haben? Folgen Sie ihrem Weg durch den Körper und entdecken Sie, wie sie mit unserem Organismus interagieren, um unser Wohlbefinden zu unterstützen.

Loading

Mehr lesen »

Probiotika – Modeerscheinungen oder echte Gesundheitspartner?

In einer Welt, in der der Darm immer mehr als unser «zweites Gehirn» angesehen wird, spielen Probiotika eine zentrale Rolle in Gesundheitsdiskussionen. Doch was steckt eigentlich hinter dem Trendbegriff der Wissenschaft? Wir haben bei Dr. med. Nathalie Jacquelin-Ravel, Spezialistin für klinische und metabolische Ernährung, nachgefragt, welche Rolle diese «guten Bakterien» spielen und welchen Nutzen sie tatsächlich für unseren Körper haben.

Loading

Mehr lesen »

Wenn Mutterschaft auf Gestationsdiabetes trifft

Gestationsdiabetes stellt eine wesentliche Herausforderung bei Risikoschwangerschaften dar und erfordert optimale Strategien für Screening, Überwachung und Prävention. Diese während der Schwangerschaft auftretende Glukoseintoleranz beeinflusst die Gesundheit von Mutter und Kind. Anhand von Mariannes Geschichte (37), die während ihrer Schwangerschaft mit Mathieu (heute 3) an Gestationsdiabetes litt, beleuchten wir die klinische Realität, die Folgen und die Verbesserungsmöglichkeiten der Betreuung in der Schweiz.

Loading

Mehr lesen »