Melanom: Die Sonne – ein Vergnügen, das für Kahina zum Albtraum wurde

Kahina

Jährlich erkranken Tausende von Menschen an einem Melanom, einem oft unauffälligen, aber ausserordentlich gefährlichen Hautkrebs. Die 35-jährige Kahina, eine lebenslustige Zugkontrolleurin und leidenschaftliche Reisende, erfuhr auf drastische Weise von den Risiken, die mit übermässiger Sonneneinstrahlung verbunden sind. Ihr Weg, der von Ängsten, invasiven Behandlungen und einer plötzlichen Erkenntnis geprägt ist, zeigt, wie wichtig Prävention und Früherkennung sind. Heute teilt sie ihre Geschichte mit grossem Engagement, um alle dazu anzuregen, sich um seine Haut zu kümmern. | Adeline Beijns

Einige Fakten über das Melanom¹

UV-Strahlen
Hauptursache für das Entstehen dieser Art von Hautkrebs

~ 3’100/Jahr
Anzahl neuer Melanomfälle in der Schweiz

Unter 50 Jahre
Alter von fast einem Fünftel der Betroffenen zum Zeitpunkt der Diagnose

Kahina, unter welchen Umständen haben Sie Ihr Melanom entdeckt?

Das war bei meiner jährlichen hautärztlichen Untersuchung im März 2023. Ich habe die Sonne schon immer geliebt, schon als kleines Kind. Jeden Sommer verbrachte ich Stunden damit, mich ohne jegliche Vorsichtsmassnahmen zu bräunen und genoss die Strände meiner Lieblingsziele in vollen Zügen: Seychellen, Mauritius, Italien, Algerien, St. Martin. Ich war mir der Risiken absolut nicht bewusst und kam oft mit einem Sonnenbrand zurück, der so schlimm war, dass meine Haut Blasen warf. Ich muss zugeben, dass ich nicht immer Sonnencreme aufgetragen oder auch ungeeignete Produkte verwendet habe.

Im Laufe der Jahre hatte ich daher einige Schäden angerichtet, ohne es zu wissen. Dann bemerkte ich eines Tages einen seltsamen kleinen Fleck auf meinem Arm. Obwohl er winzig klein war, hatte er etwas an sich, was mir auffiel. Meine Hautärztin war eher gelassen, aber stimmte zu, ihn sicherheitshalber zu entfernen. Ich hatte keine Ahnung, dass diese Entscheidung mein Leben auf den Kopf stellen würde.

Wie haben Sie reagiert, als die Diagnose gestellt wurde?

Als die Hautärztin mich anrief und mich bat, am nächsten Tag zu kommen, spürte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Als mir die Diagnose mitgeteilt wurde, war ich am Boden zerstört. Das Wort «Melanom» klang in meinem Kopf wie ein Urteilsspruch. Ich hatte gerade meinen Papa verloren, was die Situation emotional noch schwerer zu ertragen machte. Mein erster Reflex war, im Internet nach Informationen über die Krankheit zu suchen.

Das war ein Fehler, denn alles, was ich fand, versetzte mich in grosse Angst. Ich konnte nicht mehr schlafen und hatte ständig negative Gedanken. Ich war völlig überwältigt von Angst, Panik und einem tiefen Gefühl der Ungerechtigkeit. Diese Zeit wird mir für immer als eine der schwierigsten meines Lebens in Erinnerung bleiben.

Was waren die verschiedenen Phasen Ihrer Behandlung und wie haben Sie sie erlebt?

Nach der Diagnose hat meine Ärztin mit mir alle weiteren Schritte ausführlich besprochen, besonders das erhöhte Rückfallrisiko in meinem Alter war dabei ein zentrales Thema. Danach ging alles sehr schnell. Zuerst wurde ein PET-Scan von Gehirn und Brustkorb durchgeführt, um mögliche Metastasen auszuschliessen. Diese Untersuchung war sehr belastend.

Zum Glück waren die Ergebnisse unauffällig, trotzdem musste rasch mit der Behandlung des Melanoms begonnen werden. Das anschliessende Warten auf die Resultate der zweiten Biopsie war eine grosse psychische Belastung. Heute stehe ich unter engmaschiger Kontrolle mit Untersuchungen alle sechs Monate für mindestens drei Jahre. Jede neue Untersuchung, so wie heute Morgen, als ein weiteres verdächtiges Muttermal abgeklärt wurde, löst bei mir erneut grosse Angst aus.

Wie hat dieses Erlebnis Ihre Einstellung zur dermatologischen Vorbeugung und Kontrolle beeinflusst?

Diese Erfahrung hat meine Einstellung gegenüber der Sonne und die Prävention radikal verändert. Früher betrachtete ich die Sonne als harmloses Vergnügen, aber heute erkenne ich ihre Gefahren voll und ganz. Jetzt bin ich extrem streng: Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 das ganze Jahr über, auch im Winter. Ich überprüfe auch regelmässig alle meine Muttermale und vernachlässige nie die ärztlichen Kontrollen. In den Ferien bin ich vor allem bei meiner Nichte nun die Erste, die Sonnencreme aufträgt, ihr einen Hut aufsetzt und sie dazu bringt, schützende Kleidung zu tragen, auch wenn sie ein bisschen meckert.

Meine ganze Familie ist durch meine Geschichte nachhaltig sensibilisiert worden. Meine Verwandten haben alle einen Hautarzt aufgesucht, um Vorsorgeuntersuchungen durchführen zulassen. Meiner Schwester wurde übrigens gerade ein Basalzellkarzinom entfernt, was die Ärzt:innen dazu veranlasste, ein umfassendes Familienscreening zu empfehlen. Ich bedauere es sehr, dass ich diese einfachen vorbeugenden Massnahmen in der Vergangenheit vernachlässigt habe, und ich hoffe, dass meine Erfahrung andere davor bewahren kann, dieselben Fehler zu begehen.

Wie haben Sie die Betreuung und die medizinische Versorgung während des gesamten Verlaufs wahrgenommen?

Ich hatte enormes Glück, von einer aufmerksamen Hautärztin betreut zu werden, die sehr schnell reagierte und jederzeit erreichbar war. Vom ersten Tag an hat sie durch ihre Professionalität und ihr grosses Einfühlungsvermögen mein Vertrauen aufgebaut. Sie beantwortete alle meine Fragen, selbst die ängstlichsten, mit Geduld und pädagogischer Kompetenz.

Die medizinische Versorgung durch die beteiligten Spezialisten erfolgte schnell, umfassend und sehr koordiniert zwischen den einzelnen Bereichen. Alle Fachkräfte, mit denen ich zu tun hatte – Chirurg:innen, Krankenpfleger:innen, Radiolog:innen – haben mich behutsam und respektvoll begleitet, was eine grosse psychische Unterstützung war. Diese sehr menschliche medizinische Betreuung hat mir geholfen, die schwierigen Phasen der Behandlung leichter zu überwinden und trotz der ständigen Ungewissheit, die mit der Krankheit verbunden ist, Hoffnung zu haben.


Welche Botschaft möchten Sie an diejenigen richten, die möglicherweise von einem Melanom betroffen sind?


Ich möchte, dass jeder versteht, dass man ein Melanom nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Ein auffälliges Muttermal oder auch nur ein verdächtiger Fleck sollten niemals verharmlost werden. Gehen Sie sofort zum Arzt, wenn Sie auch nur den geringsten Zweifel haben. Diese Krankheit kann sehr ernste Folgen haben, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt wird. Meine Geschichte ist der Beweis dafür: Schützen Sie sich immer vor der Sonne, lassen Sie sich regelmässig testen und nehmen Sie Ihre Gesundheit ernst.

Kinderkrebs
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Abonnieren Sie die Printversion von Gesundheitsecho, um Zugriff auf alle Informationen zum Thema zu haben: Erfahrungsberichte, Tests, nützliche Adressen, Infografiken und mehr.
Also warten Sie nicht länger!
CHF39.00
Oder abonnieren Sie direkt 8 Ausgaben!
CHF78.00

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

Familienerbe Migräne

Juliette, 52, hat ein bewegtes Leben. Als Französischlehrerin an einem Gymnasium, Mutter von zwei Teenagerinnen und Besitzerin von zwei kleinen Hunden, die jeden Tag ausgeführt werden wollen, verkörpert sie überströmende Energie und eine tiefe Liebe zu ihren Mitmenschen. Doch im Schatten ihres aktiven Lebens lastet eine unsichtbare, allgegenwärtige Bürde auf ihren Schultern: die Migräne.

Loading

Mehr lesen »

Wenn der Bauch den Kopf mitbestimmt: Migräne und Darm

Migräne ist weit mehr als ein reiner Kopfschmerz – sie betrifft oft den ganzen Körper. Besonders der Magen-Darm-Trakt scheint bei vielen Betroffenen eine wichtige Rolle zu spielen. Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen sind bekannte Begleiter. Neue Erkenntnisse zeigen: Der Darm könnte mehr Einfluss auf Migräne haben, als bisher gedacht. Was das bedeutet und wie man diesen Zusammenhang positiv nutzen kann, lesen Sie in diesem Artikel.

Loading

Mehr lesen »

CGM und ärztliche Betreuung: die Schlüssel zu mehr Lebensqualität mit Diabetes

Typ-2-Diabetes ist eine chronische Erkrankung, von der Millionen Menschen betroffen sind. Doch jeder Verlauf ist einzigartig. Die 60-jährige Kauffrau Christine C. erzählt von ihren Erfahrungen seit der Diagnose vor 20 Jahren. Dabei berichtet sie von alltäglichen Herausforderungen, der Entwicklung neuer Technologien wie des Sensors zur kontinuierlichen Glukosemessung (Continuous Glucose Monitoring, CGM) und entsprechender ärztlicher Betreuung. Sie erzählt aber auch, wie sie gelernt hat, mit ihrer Diabeteserkrankung umzugehen und gleichzeitig ihre Lebensqualität zu bewahren.

Loading

Mehr lesen »

Wenn kleine Wunden grosse Folgen haben

Der diabetische Fuss ist eine schwerwiegende Komplikation bei Menschen mit Diabetes, die oft zu spät erkannt wird. Die Erkrankung kann schleichend beginnen und lange unbemerkt bleiben. Chronische Wunden, Infektionen und Amputationen lassen sich jedoch mit der richtigen Vorsorge und frühzeitigen Behandlung in vielen Fällen verhindern. Neben der medizinischen Versorgung spielen Prävention, interdisziplinäre Zusammenarbeit und das Bewusstsein der Betroffenen eine zentrale Rolle. Im Gespräch gibt Dr. med. Hans Brunner (https://www.drbrunner.ch), Spezialist für den diabetischen Fuss, Einblick in die Vielschichtigkeit dieser Erkrankung und schildert die aktuellen Herausforderungen in der Versorgung.

Loading

Mehr lesen »

Fermentierte Lebensmittel – viel mehr als (nur) Geschmack

Sagt Ihnen das was? Fermentierte Lebensmittel sind im Trend. Doch Fermentation ist kein neuer Hype, sondern ein jahrtausendealtes Verfahren zur Konservierung und Geschmacksbildung von Speisen, lange bevor wir über Kühlschränke verfügten. Heute wissen wir: Fermentation kann weit mehr, als nur Lebensmittel haltbar zu machen. Sie erzeugt lebende Mikroorganismen und diese wiederum eine Fülle bioaktiver Verbindungen, die unser Wohlbefinden unterstützen können.

Loading

Mehr lesen »

Nach der Krebserkrankung: zurück zu Intimität und Vergnügen

Die Diagnose Krebs, egal ob sie die Brust, den Gebärmutterhals oder andere Organe betrifft, verändert das Leben in vielerlei Hinsicht. Trotz der körperlichen und emotionalen Herausforderungen bleibt die oft in den Hintergrund gedrängte Sexualität ein wichtiger Pfeiler der Lebensqualität. Doch die Behandlung (Mastektomie, Chemotherapie, Hormontherapie, Prostatektomie) und deren Auswirkungen auf den Körper und das Selbstwertgefühl können zu Herausforderung in diesem Bereich führen. Um mehr über dieses sensible Thema zu erfahren, haben wir mit Dr. med. Lakshmi Waber, Psychiater, Sexologe und Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Sexologie, gesprochen. Im Interview hat er uns Tipps in Bezug auf Herausforderungen, Lösungen und Hoffnungen verraten, die Frauen und Männer dabei unterstützen können, Intimität und Lust nach einer Krebserkrankung neu zu entdecken.

Loading

Mehr lesen »