Lichtes Haar? Und wenn es genetisch ist?

Es landen mehr Haare auf der Bürste als üblich – wer hat da nicht schon einen Schreck bekommen? Auch wenn Haarausfall wie etwas Alltägliches wirken mag, ist es wichtig zu verstehen, dass nicht alle Arten von Haarausfall gleich sind. Während der häufig auftretende saisonale Haarausfall in der Regel vorübergehend und mässig ist, kann androgenetische Alopezie dauerhaft auftreten und verdient besondere Aufmerksamkeit. | Adeline Beijns

Der saisonale Haarausfall tritt vor allem im Frühling oder Herbst auf und dauert einige Wochen¹

Die androgenetische Alopezie betrifft etwa 70% der Männer und bis zu 25% der Frauen¹

Saisonaler Haarausfall und androgenetische Alopezie

Der saisonale Haarausfall tritt vor allem im Frühling oder Herbst auf und dauert einige Wochen. Er ist eine natürliche Reaktion unseres Körpers auf Klimaveränderungen und unsere biologischen Rhythmen. Die androgenetische Alopezie, auch erblich bedingter Haarausfall genannt, ist hingegen ein langsames, fortschreitendes und dauerhaftes Phänomen, von dem etwa 70% der Männer und bis zu 25% der Frauen in verschiedenen Lebensphasen stark betroffen sind¹.

Genetik und Hormone als Ursachen

Warum sind manche Menschen anfälliger für androgenetische Alopezie als andere? Die Antwort liegt in den Genen und den Hormonen. Konkret tritt diese Form des Haarausfalls aufgrund einer besonderen Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber männlichen Hormonen auf, die bei allen Menschen vorhanden sind. Dieses genetische Phänomen führt zu einer allmählichen Verringerung der Grösse der Haarfollikel, bis sie vollständig verschwinden.

Symptome und Unterschiede Mann/Frau

Die frühzeitige Erkennung der androgenetischen Alopezie ist für eine wirksame Behandlung von zentraler Bedeutung. Beim Mann sind meist Geheimratsecken und eine Lichtung am Oberkopf die ersten Anzeichen. Bei Frauen sieht das Muster anders aus: Das Haar wird überwiegend auf der Oberseite des Schädels feiner, ohne dass zwangsläufig markante kahle Stellen entstehen. Grund dafür ist die unterschiedliche Verteilung der Hormonrezeptoren auf der Kopfhaut.

Wann ärztlichen Rat einholen?

Bei diesen Symptomen ist eine Beratung in einer spezialisier- ten Hautarztpraxis ratsam. Hier kann eine genaue Diagnose durch eine ärztliche Untersuchung, eine Dermatoskopie, bei der ein spezielles optisches Gerät zur genauen Betrachtung der Kopfhaut verwendet wird, oder gegebenenfalls durch eine Hormonuntersuchung gestellt werden.

Behandlungsmöglichkeiten

Glücklicherweise gibt es heute mehrere Lösungen, um diesen Haarausfall zu behandeln oder zu verlangsamen. Zu den medizinischen Behandlungen gehören Haarwässer, Medikamente zum Einnehmen oder innovative Techniken wie der Einsatz von niedrig dosiertem Laserlicht (Low-Level-Lasertherapie), die die Haarfollikel stimulieren und den Haarausfall verlangsamen. Für fortgeschrittene Fälle oder bei Unwirksamkeit herkömmlicher Behandlungen bietet die Haartransplantation dauerhafte und sehr zufriedenstellende Ergebnisse.

Doch Vorsicht vor falschen Versprechungen: Wunderöle oder «magische» Shampoos aus dem Internet bringen oft nichts. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, Empfehlungen qualifizierter medizinischer Fachkräfte zu bevorzugen, um die Fallstricke nicht wissenschaftlich validierter Lösungen zu vermeiden.

Gesunde Gewohnheiten für kräftiges Haar

Auch ein paar einfache Verhaltensänderungen können diese Behandlungen nachhaltig unterstützen. Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung, reich an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen, gutem Schlaf sowie einem effektiven Umgang mit Stress unterstützen die Haargesundheit.

Psychische Auswirkungen: nicht zu vernachlässigen

Schliesslich ist noch ein oft übersehener Aspekt zu erwähnen: die psychologischen Auswirkungen von Haarausfall. Viele erleben Alopezie als eine harte Probe, die ihr Selbstvertrauen und ihr psychisches Wohlbefinden beeinträchtigt. So kann eine psychologische Begleitung – auch temporär – wertvoll sein, um diese schwierige Phase besser zu meistern.

Die androgenetische Alopezie ist also weder unabwendbar noch ein Tabu, sondern lässt sich mit dem nötigen Wissen gelassen und wirksam behandeln. Ein zeitnahes Aufsuchen von Fachpersonen ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Behandlung.

Referenz:
1. Salman KE, Altunay IK, Kucukunal NA, Cerman AA. Frequency, severity and related factors of androgenetic alopecia in dermatology outpatient clinic: hospital-based cross-sectional study in Turkey. An Bras Dermatol. 2017 Jan–Feb;92(1):35–40. doi: 10.1590/abd1806-4841.20175241. Diese Studie berichtet über eine Prävalenz androgenetischer Alopezie von 67,1% bei Männern und 23,9% bei Frauen.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Abonnieren Sie die Printversion von Gesundheitsecho, um Zugriff auf alle Informationen zum Thema zu haben: Erfahrungsberichte, Tests, nützliche Adressen, Infografiken und mehr.
Also warten Sie nicht länger!
CHF39.00
Oder abonnieren Sie direkt 8 Ausgaben!
CHF78.00

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

Leben nach der Tympanoplastik

Ohrenprobleme können das Leben eines Menschen stark beeinträchtigen, besonders wenn sie chronisch werden. In diesem Artikel erzählen wir die Geschichte von Manon, einer 24-jährigen Frau, die an wiederkehrenden Mittelohrentzündungen litt und sich schliesslich einer Tympanoplastik unterzog. Wir erklären, was eine Tympanoplastik ist und wie sie Menschen mit chronischen Mittelohrentzündungen helfen kann.

Loading

Mehr lesen »

Misophonie: Wenn Geräusche zu psychischer Belastung führen

Misophonie ist eine Störung, die in der Gesellschaft oft wenig bekannt ist, das Leben der Betroffenen aber tiefgreifend beeinflussen kann. Hinter dem wissenschaftlichen Begriff verbirgt sich eine neuropsychische Störung, bei der bestimmte Alltagsgeräusche intensive emotionale Reaktionen wie Wut oder Verzweiflung hervorrufen. Carine, 43 Jahre alt und Verwaltungssekretärin, lebt seit ihrer Kindheit mit dieser Überempfindlichkeit. In ihrem Erfahrungsbericht erzählt sie uns, wie diese Störung ihren Alltag und ihre sozialen Beziehungen geprägt hat.

Loading

Mehr lesen »

Kataraktoperation: Was Sie wissen sollten

Katarakt (umgangssprachlich auch grauer Star) ist eine häufige Augenkrankheit bei älteren Menschen, welche die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann – wenn sie nicht behandelt wird. Um diese Erkrankung und den medizinischen Ablauf einer Kataraktoperation besser zu verstehen, haben wir Dr. med. Lilly Khamsy, FMH-Augenärztin und Chirurgin in Sion, befragt. Sie erläutert die verschiedenen Schritte im Patientenablauf und gibt Ratschläge, wie man sich optimal auf die Kataraktoperation vorbereiten kann.

Loading

Mehr lesen »

Das HPV-Virus: Verständnis und Handeln

Das Humane Papillomavirus (HPV) zählt zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen weltweit. Es betrifft sowohl Männer als auch Frauen und kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Dieser Artikel soll HPV entmystifizieren, indem er erklärt, was es ist und wie es übertragen wird. Er beleuchtet ausserdem Symptome, Risiken und weitere wichtige Aspekte.

Loading

Mehr lesen »