Histaminintoleranz: ein Rätsel

Histaminintoleranz

Die seltene Histaminintoleranz, die rund 1% der Schweizer Bevölkerung betrifft, kann einfache Freuden wie gutes Essen zum Albtraum machen. Die 34-jährige Elodie, eine junge, aktive Frau, hat dies selbst erlebt. | Adeline Beijns

Unerklärliche Symptome

Die kaufmännische Angestellte Elodie ist leidenschaftliche Outdoor-Sportlerin. Ob Wandern, Klettern oder Skifahren – die 34-Jährige sitzt nie still und ist immer bereit für ein neues Abenteuer. Doch vor fünf Jahren, als sie 29 Jahre alt war, änderte sich ihr Alltag. Sodbrennen, vor allem nach dem Essen oder Weintrinken, begann sie zu belasten. Dann kamen Erbrechen und Durchfall hinzu, teilweise so plötzlich, dass sie auch in gehobenen Restaurants hastig den Tisch verlassen musste.

Diese demütigenden Situationen machten ihr nach und nach Angst vor dem Essen – eine enorme Belastung für die lebensfrohe Frau. Zu den Verdauungsbeschwerden kamen starke Müdigkeit und Kopfschmerzen hinzu, was untypisch für sie war. Sie war besorgt und suchteihren Arztauf. Blutuntersuchungen, Darmuntersuchungen – alles war normal. Ohne Antworten fühlte sich Elodie allein gelassen, gab aber nicht auf.

Die Intoleranz verstehen

Eine Histaminintoleranz entsteht, wenn der Körper Histamin – ein Molekül, das in bestimmten Lebensmitteln (Tomaten, Wein, fermentierte Produkte) vorkommt und das der Körper für die Immunreaktionen herstellt – nicht richtig abbauen kann. Diese Anhäufung löst bei Menschen mit Histaminintoleranz unterschiedliche Symptome aus: Verdauungsbeschwerden, Müdigkeit, Kopfschmerzen bis hin zu Ausschlägen.

Anders als eine Allergie bleibt die Histaminintoleranz bei den herkömmlichen Tests unentdeckt, was die Diagnose erschwert. Für Elodie kam die Antwort bei einer Bioresonanz-Therapie, einer alternativen Methode. Die Therapeutin stellte einen zu hohen Histaminspiegel fest, manchmal auch als «Histaminvergiftung» bezeichnet. Die Diagnose – auch wenn sie auf unkonventionellem Wege zustande kam – gab ihrem Leiden endlich einen Namen.

Eine strenge Diät: der Weg zur Genesung

Um die Symptome zu lindern, musste Elodie eine strenge Diät einführen, bei der histaminreiche Lebensmittel wie Tomaten, fermentierter Käse, Wein oder Fisch wie Thunfisch ausgeschlossen werden. Diese Umstellung fiel ihr nicht leicht, da sie es gewohnt war, alles zu essen, und Mahlzeiten gern mit Freund:innen genoss. Doch sie passte sich an und lernte, Etiketten zu entschlüsseln und zu erkennen, was ihre Symptome auslöst. Doch die Genesung dauerte. Fast zwei Jahre lang bewegte sich Elodie zwischen Einschränkungen und Anpassungen, mit teils frustrierenden Momenten. Allmählich legten sich die Symptome jedoch und sie erlangte ihre Energie und ihre Freiheit zurück.

Nach der Intoleranz

Heute geht es Elodie gut. Sie isst, was sie will, ohne lange zu überlegen. Ihre Ausflüge in die Berge und Kletterpartien lösen wieder pure Freude aus. Doch die Erfahrung hat sie geprägt. Eine vorübergehende Übelkeit kann immer noch Stress auslösen und sie an die Jahre erinnern, in denen jede Mahlzeit ein Risiko war.

Körpersignale nicht ignorieren

Die Geschichte von Elodie zeigt die Erfahrung einer Frau, die unter Symptomen litt, die niemand verstand, und schliesslich eine Lösung fand. Für das 1% der Schweizer:innen mit einer Histaminintoleranz zeigt ihr Weg, dass man nicht aufgeben sollte, auch wenn die ärztlichen Untersuchungen nichts ergeben. Wenn Ihr Körper anhaltende Signale sendet (Schmerzen, Müdigkeit, Verdauungsstörungen), nehmen Sie diese ernst.

Lassen Sie sich beraten, fragen Sie nach und scheuen Sie sich nicht, wenn nötig nach alternativen Wegen zu suchen, etwa nach Spezialist:innen oder Ansätzen im Bereich der Komplementärmedizin. Elodie geniesst das Leben, die Berge und das Essen heute wieder unbeschwert. Ihr Ratschlag? Hören Sie auf Ihren Körper und geben Sie sich nicht mit einem «Bei Ihnen ist alles in Ordnung» zufrieden, wenn Sie wissen, dass etwas nicht stimmt. Mit der Zeit und den richtigen Lösungen kann man wieder in ein normales Leben zurückfinden.

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