
Typ-2-Diabetes ist eine chronische Erkrankung, von der Millionen Menschen betroffen sind. Doch jeder Verlauf ist einzigartig. Die 60-jährige Kauffrau Christine C. erzählt von ihren Erfahrungen seit der Diagnose vor 20 Jahren. Dabei berichtet sie von alltäglichen Herausforderungen, der Entwicklung neuer Technologien wie des Sensors zur kontinuierlichen Glukosemessung (Continuous Glucose Monitoring, CGM) und entsprechender ärztlicher Betreuung. Sie erzählt aber auch, wie sie gelernt hat, mit ihrer Diabeteserkrankung umzugehen und gleichzeitig ihre Lebensqualität zu bewahren. | Adeline Beijns
Wie haben Sie erfahren, dass Sie Diabetes Typ 2 haben, und wie verlief Ihre Behandlung zu Beginn?
Ich war 40 Jahre alt, als ich bei einem Vorsorge-Check-up von meinem Typ-2-Diabetes erfuhr. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, es war ein Schock. Ich hatte keine offensichtlichen Symptome, sondern war nur müde, was ich meiner Arbeit und meinem vollen Terminplan zuschrieb. Eine Blutuntersuchung ergab einen erhöhten Glukosespiegel und nach weiteren Abklärungen wurde die Diagnose gestellt.
Im ersten Jahr wurde ich ausschliesslich von meinem Hausarzt betreut. Wir versuchten es mit Medikamenten zum Einnehmen und ein paar Anpassungen des Lebensstils, aber mein Glukosespiegel blieb instabil. Ich bat den Arzt, mich an eine Diabetologin zu verweisen, um meine Betreuung besser strukturieren zu können.
Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen im alltäglichen Umgang mit Ihrem Diabetes?
Bei Diabetes muss man jeden Tag sehr achtsam sein und das ist nicht immer einfach. Zu Beginn hatte ich meine Ernährung nicht umgestellt, weil ich dachte, die Medikamente würden reichen. Erst nach einer Diabetes-Schulung wurde mir klar, was Ernährung und Bewegung bewirken. Vor 20 Jahren war es eine echte Herausforderung, meinen Glukosespiegel zu kontrollieren. Ich musste mich mehrmals am Tag in die Fingerkuppe stechen, was schmerzhaft und noch dazu sehr auffällig war. Ich fürchtete die Blicke anderer, vor allem bei der Arbeit oder an öffentlichen Orten. Bis heute habe ich immer noch ein bisschen Angst vor einer Unterzuckerung, die unvorhergesehen auftreten kann. Aber mit der Zeit konnte ich die körperlichen Anzeichen besser deuten.
Sie verwenden einen Sensor zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM). Wie erleichtert Ihnen dieses System im Alltag den Umgang mit Diabetes?
CGM ist einfach genial! Dieser kleine Sensor, den ich selbst anbringen kann, hat meinen Umgang mit Diabetes komplett verändert. Früher musste ich mir in den Finger stechen, was wirklich lästig war. Heute schaue ich einfach auf mein Smartphone und kenne meinen Glukosewert in Echtzeit. Es ist unauffällig, schmerzlos und so praktisch. Ich konnte auch einiges herausfinden mit diesem Sensor, wie zum Beispiel, dass Weintrinken – selbst in kleinen Mengen – den Glukosespiegel absinken lassen. Ohne Sensor hätte ich die Verbindung nie hergestellt! Er alarmiert mich auch, wenn der Glukosespiegel stark sinkt oder steigt. Das beruhigt mich, vor allem nachts, da ich immer Angst vor einer Unterzuckerung habe.
Sie werden sowohl von Ihrem Hausarzt als auch von einer Diabetologin begleitet. Wie sieht diese Doppelbetreuung aus und welche Rollen haben beide?
Mein Hausarzt ist mein Anker, er kümmert sich um meine allgemeine Gesundheit und ist für die kleinen Alltagssorgen da. Meine Diabetologin ist die Diabetes-Spezialistin. Ich sehe sie halbjährlich und sie konzentriert sich auf die Analyse meiner CGM-Daten und die Anpassung meiner Behandlung. Sie hat mir den Sensor empfohlen und mir beigebracht, wie man die Zuckerkurven interpretiert. Die beiden Ärzte kommunizieren alle Ergebnisse untereinander, sodass ich mich sehr gut betreut fühle.
Welches sind Ihrer Erfahrung nach die grössten Vorteile dieser ärztlichen Betreuung und des Einsatzes von CGM für Ihre Lebensqualität?
Früher habe ich mit einer gewissen Angst vor Unterzuckerung gelebt. Heute habe ich mit dem Sensor meinen Glukosespiegel jederzeit und aktuell im Blick und kann meine Ernährung, meine körperliche Aktivität oder meine medikamentöse Behandlung sofort anpassen.

