Im Angesicht der Menopause: Auf den Körper hören, eigene Entscheidungen treffen

Sophie
Sophie

Die Menopause ist ein Thema, das immer noch viele Fragen aufwirft, obwohl es viele Frauen in einem entscheidenden Moment ihres Lebens betrifft. Jede Frau durchläuft diese Phase anders, mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen. Wichtig ist, dass Sie die Behandlung finden, die am besten zu Ihrem Körper, Ihrem Rhythmus und Ihren Wünschen passt. Sophie, 58, Sicherheitsbeamtin und Mutter von zwei Kindern, hat sich bereiterklärt, ihre Erfahrungen offen zu teilen. | Adeline Beijns

Was waren die ersten Symptome der Menopause?

Ich hatte meine Periode schon sehr früh, mit 10 Jahren, und mit 30 Jahren liess ich meine Eileiter unterbinden, weil ich keine Kinder mehr haben wollte. Als ich mit 35 Jahren anfing, Veränderungen zu spüren, dachte ich zunächst, dass es mit Müdigkeit oder Stress zu tun hatte. Es stellten sich jedoch folgende Symptome ein: starke Hitzewallungen, die mitten in der Nacht auftraten, so dass ich schweissgebadet aufwachte und manchmal die Bettwäsche wechseln musste.

Ich fühlte mich auch besonders gereizt und müde. Ich schob das auf meinen hektischen Lebensrhythmus, zumal ich viel arbeitete und zwei Kinder zu betreuen hatte. Was mich wirklich aufhorchen liess, war die Tatsache, dass meine Stimmung zunehmend instabil wurde und meine Libido ohne ersichtlichen Grund zurückging. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich nicht an die Menopause, weil ich mir sagte: «Ich bin gerade einmal 35 Jahre alt, das kann nicht sein.»

Welche Symptome waren im Alltag am lästigsten?

Die nächtlichen Hitzewallungen waren zweifellos am unerträglichsten. Sie haben meinen Schlaf unterbrochen und nach mehreren schlaflosen Nächten fühlt man sich dann schnell überfordert. Ich war gereizt und weniger geduldig mit meinen Kindern. Meine Stimmung schwankte stark, ich konnte innerhalb weniger Stunden von Lachen in Wut umschlagen, was zu Spannungen in meinem Umfeld führte. Und auch der Rückgang der Libido beunruhigte mich, denn ich war noch jung und verstand nicht, warum mein Verlangen nach und nach erlosch. Diese Veränderungen, sowohl physisch als auch psychologisch, machten mir klar, dass ich die Situation ernst nehmen musste.

Haben Sie schnell einen Arzt aufgesucht? Und warum?

Sobald die Unsicherheit deutlicher wurde, vereinbarte ich einen Termin bei einem Endokrinologen. Ich wollte herausfinden, was in meinem Körper vor sich ging, und überprüfen lassen, ob meine Hormone mir wirklich einen Streich spielten. Der Hormonstatus zeigte, dass ich mich in der Prämenopause befand, und obwohl ich es schon ein wenig geahnt hatte, wirkte die offizielle Bestätigung wie ein Sturz aus dem zehnten Stock. Der Endokrinologe beruhigte mich jedoch und erklärte mir, dass die Menopause kein Ende an sich sei, sondern eine Lebensphase, die bei jeder Frau früher oder später eintreten würde.

Welchen Rat hat Ihnen Ihr Arzt/Ihre Ärztin gegeben?

Er nahm sich zunächst die Zeit, mir die hormonellen Mechanismen zu erklären, die dabei eine Rolle spielen, damit ich genau verstand, was in meinem Körper vor sich ging. Es war schon sehr hilfreich, meine Symptome in Worte zu fassen. Er sprach mit mir über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten sowie deren Vor- und Nachteile. Er betonte auch eine gesunde Lebensweise, da ausgewogene Ernährung und eine gute Sportroutine dazu beitragen können, einige der Beschwerden zu lindern.

Haben Sie auf seinen Rat hin Ihren Lebensstil geändert? Wenn ja, wie?

Ich war schon immer eine aktive Person. Seit meiner frühen Kindheit spiele ich Tennis, gehe Eiskunstlaufen, spiele Basket- ball und tanze. Anstatt also eine neue Sportart zu entdecken, habe ich mich dafür entschieden, die Sportarten zu intensivieren, die mir bereits Spass machten, indem ich einen regelmässigen Rhythmus beibehielt und die Disziplinen variierte.

Ausserdem habe ich beschlossen, mehr auf meine Ernährung zu achten, indem ich weniger zu fette und zu süsse Gerichte esse, auch wenn ich immer noch ein Feinschmecker bin! Ich begann, abends leichtere Mahlzeiten zu bevorzugen, was meinen Schlaf erheblich verbesserte. Nach und nach wurde mir klar, dass ich mich auch sehr gerne im Freien aufhielt. In den Wald oder in die Berge zu gehen und Pflanzen wie Rosmarin, Brennnessel oder Eisenkraut zu sammeln, ist zu einem echten Ventil geworden.

Wie hat Ihr Umfeld auf Ihre Symptome reagiert und haben Sie besondere Unterstützung von ihnen erfahren?

Meine Angehörigen spürten, dass etwas nicht stimmte, auch wenn sie nicht genau wussten, was es war. Ich bin eine eher unabhängige Frau und neige dazu, alles allein regeln zu wollen, aber hier musste ich lernen, mehr über das zu kommunizieren, was vor sich ging. Als ich anfing, meinen Ehepartner in die Arzttermine einzubeziehen, änderte sich alles. Er verstand besser, was ich durch- machte, und konnte auch seine eigenen Bedenken äussern. Meine Kinder, die damals noch klein waren, haben einfach gesehen, dass ich gereizter war. Der Dialog war entscheidend, damit sie sich nicht zurückgewiesen fühlten. Mir wurde klar, dass die Menopause nicht nur die Frau, sondern die gesamte Familie betrifft.

Wie hat sich die Menopause auf Ihr Berufsleben oder Ihre persönlichen Pläne ausgewirkt, und wie sind Sie mit diesem Umbruch umgegangen?

Überraschenderweise lief es bei der Arbeit ziemlich gut. Meine Hitzewallungen waren lästig, aber ich konnte dafür sorgen, dass ich mich schnell abkühlte. Meine Müdigkeit und meine Stimmungsschwankungen führten manchmal zu Spannungen mit meinem Ehepartner. Glücklicherweise gelang es uns, diese schwierigen Momente zu überwinden.

Welche Botschaft möchten Sie einer Frau mit auf den Weg geben, die vor diesem heiklen Lebensabschnitt steht?

Ich würde ihr sagen, dass sie ihre Gefühle nicht verleugnen soll, denn je länger man mit der Beratung wartet, desto grösser ist die Gefahr, dass man sich mit der Situation abfindet, ohne sie zu verstehen. Sie sollten sich nicht scheuen, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um sich eine fundierte Meinung zu bilden und eine umfassende Betreuung zu erhalten. Und vor allem nicht zu vergessen, dass die Menopause nur eine Phase ist: Sie kann mit der richtigen Begleitung den Beginn einer neuen Gelassenheit im Leben einer Frau markieren. 

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

Geheimnisse eines erfüllten Senioren

Das Älterwerden ist ein natürlicher Prozess, der mit Optimismus und Energie angegangen werden kann – fernab von Klischees über den Verfall. Der 80-jährige Théo Siegrist, verrät uns heute, welche Gewohnheiten ihm dabei helfen, körperlich und geistig fit zu bleiben.

Loading

Mehr lesen »

Vasektomie: Ein bewusster Schritt… zur Familienplanung

Immer mehr Männer übernehmen aktiv Verantwortung bei der Familienplanung und entscheiden sich für eine Vasektomie. Auch Boris Kasper (41) hat diesen Schritt bewusst gewählt. In diesem Erfahrungsbericht schildert er, warum er sich für eine Vasektomie entschieden hat, wie er den Eingriff erlebt hat und was sich seither verändert hat. Seine Geschichte zeigt, dass der Entschluss gut überlegt sein sollte, aber kein Grund für Angst oder Tabus sein muss.

Loading

Mehr lesen »

Von der Müdigkeit zur Diagnose: HPV als abwendbares Schicksal 

Das humane Papillomavirus (HPV) ist eine der weltweit häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen, von der fast 90% aller Frauen und Männer mindestens einmal in ihrem Leben betroffen sind. In der Schweiz sind diese Viren für mehr als 99% der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich, mit etwa 250 neuen Diagnosen pro Jahr bei Frauen und davon 80 Todesfällen. Angesichts dieser Tatsache bleibt die regelmässige Vorsorgeuntersuchung mittels Pap-Abstrich von entscheidender Bedeutung.1 Das BAG empfiehlt die HPV-Impfung im Alter von 11 bis 14 Jahren, damit die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt und der Schutz optimal ist – doch auch danach lohnt sich eine Impfung für Mädchen und Frauen vor dem 26.2

Loading

Mehr lesen »

Wenn Technologie den Alltag vereinfacht

Mit Diabetes zu leben bedeutet, sich täglich mit der Überwachung des Blutzuckerspiegels und der Angst vor unvorhersehbaren Schwankungen auseinanderzusetzen. Dank kontinuierlicher Glukosesensoren (CGM) können Patient:innen ihre Werte in Echtzeit verfolgen, sofort auf Schwankungen reagieren und mehr Freiheit im Alltag gewinnen. In Kombination mit einer angemessenen medizinischen Betreuung gibt diese Technologie den Patient:innen Selbstvertrauen, Unabhängigkeit und Lebensqualität zurück, indem sie sie in den Mittelpunkt ihrer Behandlung stellt.

Loading

Mehr lesen »

Scham überwinden: Intimgesundheit bei Krebs

Wenn wir an Krebs denken, denken wir oft an aufwendige Behandlungen und grosse gesundheitliche Herausforderungen. Doch wie steht es um das Intimleben der Patient:innen? Schmerzen, vermindertes Selbstwertgefühl, körperliche Veränderungen oder proktologische Beschwerden können die Sexualität und das Wohlbefinden beeinträchtigen. Am 6. Symposium für Onkologie, Sexologie und Proktologie des Universitätsspitals Genf (HUG) kamen im Juni Expert:innen zusammen, um diese allzu selten angesprochenen Themen zu diskutieren.

Loading

Mehr lesen »