
Jacqueline, 42 Jahre alt, hat sich schon immer als bedingungslose Tierliebhaberin betrachtet. Anfang Januar bemerkt sie, dass Noisette, einer ihrer mittlerweile 13½-jährigen Kater, ein ungewöhnliches Verhalten zeigt: Er trinkt immer mehr Wasser, scheint es unablässig zu fordern und wirkt beinahe besessen davon, stets Zugang zu Wasser zu haben. Beunruhigt über diesen ungewöhnlichen Durst vereinbart sie einen Termin beim Tierarzt, um Klarheit zu schaffen. | Adeline Beijns
Die unerwartete Diagnose
Bei der Untersuchung nimmt der Tierarzt Blutanalysen vor und stellt rasch eine Diagnose: Noisette ist zuckerkrank. Obwohl Jacqueline bereits von Diabetes beim Menschen gehört hatte, war ihr nicht bewusst, dass auch Katzen davon betroffen sein können. Der Tierarzt erklärt ihr, dass sie Noisettes Futter nun genau kontrollieren und auf eine spezielle Diät für diabeteskranke Katzen umstellen soll. Zusätzlich dazu muss Noisette einmal täglich ein Antidiabetikum erhalten.
Der Einzug des CGM in den Alltag
An dieser Stelle weist der Tierarzt auf eine technologische Lösung hin, die in der Tiermedizin noch wenig bekannt ist: das CGM (Continuous Glucose Monitoring). Dieses bei Menschen schon lange etablierte System misst den Blutzuckerwert der Katze rund um die Uhr.
Durch diese ständige Überwachung lässt sich die Dosis des Antidiabetikums viel besser anpassen, wodurch das Risiko einer Unterzuckerung deutlich sinkt. Jacqueline, die sehr auf Noisettes Wohlergehen bedacht ist, willigt sofort ein, dieses System auszuprobieren. Die Anbringung des Sensors ist viel einfacher, als sie vermutet hat: Eine kleine Stelle an Noisettes Flanke wird leicht rasiert, um den Sensor zu befestigen. Zu Jacquelines grosser Überraschung scheint Noisette sich weder daran zu stören noch sich davon irritieren zu lassen.

Eine individuell angepasste Dosierung
Schon nach kurzer Zeit zeigen die vom Sensor gesammelten Daten, dass Noisette häufig zu Unterzuckerungen (Hypoglykämien) neigt – ein Problem, das ohne CGM wohl unbemerkt geblieben wäre. Auf Basis dieser Erkenntnisse kann der Tierarzt die Dosierung des Antidiabetikums passgenau einstellen. Das Ergebnis: Das Risiko drastischer Blutzuckerabfälle sinkt und die teils schweren Nebenwirkungen, insbesondere bei einem älteren Tier, treten deutlich seltener auf.
Gleichzeitig schätzt Jacqueline sehr, dass sie Noisettes Blutzuckerwerte dank einer speziellen App in Echtzeit verfolgen kann. Sie erhält tägliche und wöchentliche Diagramme, die ihr helfen, mögliche Ungleichgewichte frühzeitig zu erkennen und entsprechend Gegenmassnahmen zu ergreifen.
Regelmässige, aber weniger aufwändige Kontrollen
Inzwischen ist mehr als ein Jahr seit Noisettes Diabetes-Diagnose vergangen. Heute trägt der Kater nicht mehr kontinuierlich einen Sensor.
Der Tierarzt hat eine angepasste Kontrollroutine eingeführt: Alle zwei Monate wird Noisette für 14 Tage mit dem CGM überwacht. Während dieser Überwachungsphase wird geprüft, ob weiterhin alles in Ordnung ist und ob die Medikamentendosis unverändert passt.
Hoffnung dank des Sensors
Dank der kontinuierlichen Überwachung durch das CGM konnte Noisette seinen Blutzuckerspiegel nicht nur stabilisieren, sondern auch eine gute Lebensqualität zurückgewinnen.
Ein besseres Ergebnis hätte sich Jacqueline nicht wünschen können: Sie weiss nun, dass Diabetes – trotz seiner Ernsthaftigkeit – auch bei Tieren gut managebar ist, insbesondere dank neuer Technologien, die stetig an Bedeutung gewinnen.
