Schlafapnoe: Wenn die Nacht Ihren Atem raubt

Carlos

Nachts, wenn die Welt friedlich schläft, kämpfen manche Menschen unwissentlich gegen einen unsichtbaren Feind: die Schlafapnoe. Diese Störung, die durch wiederholte Atemstillstände während des Schlafs gekennzeichnet ist, betrifft Tausende von Menschen in der Schweiz und auf der ganzen Welt, oft ohne, dass sie es bemerken. Für Carlos, einen 59-jährigen Mann mit fröhlichem Temperament, Lebenslust und leidenschaftlicher Bauingenieur, war diese Tatsache lange Zeit ein Rätsel. | Adeline Beijns

Eine stille Falle

Carlos mit seinem ansteckenden Lachen und seiner Leidenschaft für lange Spaziergänge in der Natur hätte sich nie träumen lassen, dass sich hinter seinen unruhigen Nächten ein ernsthaftes Gesundheitsproblem verbarg. Der passionierte Radfahrer ist mit Idalina, seiner langjährigen Partnerin, verheiratet und hat eine Tochter, die er über alles liebt. Nach einem Unfall mit seinem Fuss musste er das Fahrradfahren gegen Spaziergänge eintauschen. Doch es war nicht dieser Vorfall, der ihn am meisten bremste. Jahrelang wachte er jeden Morgen mit einer überwältigenden Müdigkeit auf, als hätte er gar nicht geschlafen. «Ich stand auf und fühlte mich, als wäre ich einen Marathon gelaufen, anstatt zu schlafen», erzählt er mit einem selbstironischen Lächeln.

Ungeahnter Übeltäter

Die ersten Anzeichen waren subtil, fast schon irreführend. Idalina, die seit Jahrzehnten das Bett mit ihm teilte, war sein lautes Schnarchen, das manchmal von beunruhigender Stille unterbrochen wurde, sehr wohl aufgefallen. «Sie sagte oft zu mir: «Carlos, du hörst auf zu atmen, das macht mir Angst!» Aber ich habe gelacht, ich dachte, es wäre nur das Schnarchen eines starken Mannes», gesteht er. Auf Anraten seines Hausarztes suchte er 2018 einen Schlafspezialisten auf. Nach einer Nacht unter Beobachtung mit Sensoren, die an seinem Körper angebracht waren, war klar: Carlos litt an obstruktiver Schlafapnoe mit 30 Atemaussetzern pro Stunde. «30-mal pro Stunde hörte ich auf zu atmen, ohne es zu bemerken. Das hat mich erschüttert», erinnert er sich. Schlafapnoe, so erklärt die Lungenliga Schweiz, tritt auf, wenn sich die Atemwege nachts vorübergehend schliessen.

Oft passiert dies aufgrund einer übermässigen Erschlaffung der Halsmuskeln. Diese Unterbrechungen, die von einigen Sekunden bis zu mehr als einer Minute dauern können, entziehen dem Körper Sauerstoff und stören den Schlaf, auch wenn die Person dies nicht immer merkt. In der Schweiz könnten laut dem Zentrum für Schlafuntersuchung und -forschung des CHUV1 49% der Männer über 40 Jahre betroffen sein. Obstruktive Schlafapnoe, unter der auch Carlos leidet, hängt oft mit anatomischen Besonderheiten (einer Verengung der Atemwege, vergrösserten Mandeln) oder mit Faktoren wie Übergewicht, Alkoholkonsum oder einer familiären Veranlagung zusammen. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen (4% gegenüber 2% in der Allgemeinbevölkerung, laut der Lungenliga Schweiz2), und das Risiko steigt mit zunehmendem Alter.

Neuer Schwung durch die Behandlung

Carlos› Spezialist verschrieb ihm ein Gerät für kontinuierlichen positiven Atemwegsdruck, kurz CPAP. Dieses kleine Gerät, das er jede Nacht anschliesst, bläst über eine Maske einen konstanten Luftstrom in seine Atemwege und verhindert so, dass diese sich während des Schlafs schliessen. «Am Anfang fühlte ich mich wie ein Astronaut mit diesem Ding im Gesicht», scherzt er. Er musste es mindestens 4,5 Stunden pro Nacht anwenden, um Ergebnisse zu sehen. Die ersten Wochen waren eine Herausforderung (das leichte Geräusch der Maschine, das Gefühl der Maske), aber Carlos hielt durch und wurde von Idalina ermutigt. Nach einigen Monaten zeigte ein erneuter Test einen Rückgang auf 18 Apnoen pro Stunde. Heute, wie ein Wunder: keine mehr. «Es ist, als hätte man mir die Nächte zurückgegeben», schwärmt er. Für Carlos ist die Botschaft klar: nicht zuwarten. «Gehen Sie zu einem Arzt, sprechen Sie darüber. Das kann Ihr Leben verändern», betont er wohlwollend. Denn schliesslich verspricht eine ruhige Nacht ein Lächeln beim Aufwachen! 


Referenzen:
1. https://www.tdg.ch/ameliorer-le-sommeil-un-business-d-avenir-463181428828
2. https://www.liguepulmonaire.ch/maladies-et-therapies/apnee-du-sommeil 

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Abonnieren Sie die Printversion von Gesundheitsecho, um Zugriff auf alle Informationen zum Thema zu haben: Erfahrungsberichte, Tests, nützliche Adressen, Infografiken und mehr.
Also warten Sie nicht länger!
CHF39.00
Oder abonnieren Sie direkt 8 Ausgaben!
CHF78.00

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

Parenterale Ernährung: ernährung jenseits der Grenzen

Stellen Sie sich vor, Ihr Verdauungstrakt ist eine Autobahn, blockiert durch einen Stau: Nichts kommt durch, weder die Nahrung noch die lebenswichtigen Nährstoffe, die den Körper versorgen. In solchen kritischen Momenten kann ein unsichtbarer, aber wirksamer Weg geöffnet werden, um Ihr Überleben zu sichern: die parenterale Ernährung. Sie ist weit mehr als eine Behandlung — sie ist oft die Rettung für Patientinnen und Patienten in kritischen Situationen. Dr. Nathalie Jacquelin-Ravel, Expertin für klinische und metabolische Ernährung, erklärt uns, wie dieser Ansatz es ermöglicht, die natürlichen Grenzen des Körpers zu umgehen und ihm neue Kraft zu verleihen – und manchmal sogar eine zweite Chance.

Loading

Mehr lesen »

Technologie im Mittelpunkt der Betreuung

Diabetes ist eine chronische Krankheit, die weltweit Millionen von Menschen betrifft. Obwohl die Krankheit immer besser verstanden wird, gibt es weiterhin viele Herausforderungen, um die Patient:innen in ihrem Alltag optimal zu unterstützen. Heute sprechen wir mit der Allgemeinmedizinerin Dr. Dominique Durrer, ehemals assoziierte Ärztin an den Universitätskliniken Genf und Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Adipositasforschung (ASEMO).

Loading

Mehr lesen »

Wie «Zombie-Zellen» uns im alter krank machen

Viele Jahre länger gesund und fit bleiben und sich noch mit 60 wie 40 fühlen! Was wir selbst tun können für diesen Turbo rückwärts, dazu haben Sie in meinen My Life-Kolumnen schon einiges erfahren. Aber es gibt noch unendlich viel Neues aus der Zellforschung zu berichten, zu Sport, Atmung, Zellen, auch Hitze und Kälte, Stressmanagement und vielem mehr. Doch lassen Sie mich heute schon mal ans «Eingemachte» gehen. Was sind denn die richtig starken Mittel, die uns verjüngen könnten, was ist die nächste grosse Hoffnung der Verjüngungsindustrie?

Loading

Mehr lesen »