Ein harmloser Husten?

Walter Käser (82) lebt heute mit einem Husten, der nie vergeht. Was zunächst harmlos schien, wurde zu einem ständigen Begleiter und führte schliesslich zur Diagnose «Idiopathische Lungenfibrose». Diese Krankheit hat sein Leben auf den Kopf gestellt, doch er und seine Frau Renate (80) bestreiten den Alltag gemeinsam. Sie haben gelernt, mit den Herausforderungen umzugehen, ihre Routinen anzupassen und trotz aller Einschränkungen Momente des Glücks zu finden. | Noémie Aeschlimann

Der Anfang eines neuen Kapitels

Es begann im Jahr 2019. Walter entwickelte plötzlich einen trockenen Husten, der einfach nicht verschwinden wollte. Er fühlte sich nicht krank, hatte keine Atemnot, nur diesen hartnäckigen Husten. Seine Frau Renate machte sich anfangs keine Sorgen. «Das wird sicher bald wieder vergehen», dachten sie, und gingen davon aus, dass es sich nur um eine längere Erkältung handelte. Spazierengehen war nach wie vor sehr gut möglich. Doch irgendwann fiel Renate auf, dass ihr Mann beim Atmen oft den Mund leicht geöffnet hielt. Vielleicht war es eine Angewohnheit oder nur Zufall, doch es liess sie nicht ganz los.

Der Weg zur Diagnose

Nach sechs bis acht Wochen entschloss sich das Ehepaar, den Hausarzt aufzusuchen. Der Arzt empfand den Husten ebenfalls als ungewöhnlich und machte gleich ein Röntgenbild. Doch das Ergebnis brachte Sorge: Etwas stimmte nicht. Um sicherzugehen, folgte eine Überweisung ans Spital, wo eine genauere Untersuchung anstand, die ein CT und eine Lungenbiopsie beinhaltete.

Die Diagnose kam dann schneller als gedacht: Idiopathische Lungenfibrose. Diese Krankheit hatte Walter bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal gekannt. «COPD war mir ein Begriff, aber von Lungenfibrose hatte ich nie gehört», sagte er später. Die Ärzt:innen nahmen sich Zeit, dem Ehepaar zu erklären, was das genau bedeutete: eine fortschreitende Verhärtung und Vernarbung des Lungengewebes, die das Atmen mit der Zeit immer schwieriger machen würde. Eine unheilbare Krankheit, mit der Walter nun leben musste.

Unerwartete Wendung im Leben

Die Nachricht traf die beiden wie ein Schock. Es war schwer zu fassen und schien fast unreal. Sofort erhielt Walter Medikamente und Sauerstoff, zunächst nur in kleiner Menge. Bald zeigte sich jedoch, dass dies nicht ausreichte. 

Eines Tages sackte er plötzlich zusammen, denn der Sauerstoffgehalt in seinem Blut war sehr niedrig. Die Umstellung auf flüssigen Sauerstoff war notwendig, um ihm eine spürbare Erleichterung zu verschaffen. 

In den ersten Monaten benötigte er den Sauerstoff nur bei körperlicher Anstrengung, etwa beim Einkaufen oder Spazierengehen. Doch vor einigen Wochen verschlechterte sich sein Zustand. Heute ist Walter rund um die Uhr auf Sauerstoff angewiesen.

Endlich Besserung

Die richtige Behandlung zu finden war nicht ganz einfach. Walters erster Therapieansatz war nicht optimal und es dauerte eine Weile, bis eine passende Lösung gefunden wurde. Doch die Ärzt:innen nahmen sich die Zeit und Geduld, die Therapie auf seine Bedürfnisse abzustimmen. Schliesslich brachte ein Medikamentenwechsel die ersehnte Besserung. 

Der Husten jedoch blieb und wurde mit der Zeit schlimmer. Immer wieder gab es Momente, in denen Walter während des Hustens kaum Luft bekam. Renate sah ihn mit wachsender Sorge an. Was, wenn er einmal wirklich keine Luft mehr holen konnte?

Eine Reise voller Hoffnung

Lange dachten sie, Reisen sei nicht mehr möglich. Doch dann hörten sie letztes Jahr von den Reiseangeboten der Lungenliga. Und so wagten sie es: eine neuntägige Rheinfahrt von Basel nach Amsterdam und zurück. 

Es wurde eines der schönsten Erlebnisse, die sie in letzter Zeit erfahren durften. Sie fühlten sich rundum gut betreut, ohne Angst oder Unsicherheit. Während der gesamten Reise waren sie in sicheren Händen, was ihnen den Mut gab, sich von der Krankheit nicht alles nehmen zu lassen. Noch heute zehren sie von diesen Erinnerungen.

Wer bleibt, wenn es ernst wird?

Die Krankheit hat nicht nur ihren Alltag verändert, sondern auch ihr soziales Umfeld. Walter und Renate begannen, ihr Umfeld neu zu sortieren und zu erkennen, wer in schwierigen Zeiten an ihrer Seite blieb. Die, die geblieben sind, sind heute wertvolle Begleiter:innen. 

Auch die Nachbarschaft erwies sich als wertvolle Unterstützung. Bei Notfällen sind sie immer zur Stelle und helfen, wo sie können. Auch der Sohn und die Schwiegertochter, die in der Nähe wohnen, unterstützen tatkräftig, übernehmen Fahrdienste oder Einkäufe. 

Mit Ritualen durch den Tag

Mit der Zeit fanden sie Halt im festen Tagesablauf. «Routine ist das Wichtigste», sagt Renate, «sie gibt uns Struktur, auch wenn der Rest der Welt chaotisch wirkt.»  Jeden Morgen nach dem Frühstück geht Walter in die Küche, räumt auf und schält das Gemüse fürs Mittagessen. Renate kümmert sich ums Wohnzimmer und das Bad. Um zehn Uhr gibt es Kaffee, ein kleines Ritual, das beiden wichtig ist. Das Mittagessen gibt es um zwölf Uhr und am Nachmittag gehört ein Stück Kuchen einfach dazu. Der strukturierte Tagesablauf gibt ihnen Halt und vermittelt ein Gefühl von Kontrolle im Alltag. 

Doch nicht alles läuft wie früher. Seit Oktober 2024 können sie ihre Spaziergänge nicht mehr wie gewohnt machen. Walter leidet unter starken Rückenschmerzen, die ihn daran hindern. Aber sie hoffen, bald wieder ihre Runde drehen zu können.

Botschaft aus ihrer Erfahrung

Renate und Walter sind sich einig: Ungewöhnliche Symptome sollten immer abgeklärt werden. Über ihnen wohnt nämlich ein junger Mann mit einem ähnlichen Husten. Renate sprach ihn darauf an und empfahl ihm, sich untersuchen zu lassen. Walter betont ausserdem, wie wichtig ein gesunder Lebensstil ist. Beide leben seit mehreren Jahren rauch- und alkoholfrei.

«Wir müssen nicht mehr, wir dürfen nur noch»

Seit 58 Jahren sind sie verheiratet. Die Krankheit hat ihre Beziehung verändert, aber nicht geschwächt. Im Gegenteil: Sie sind noch enger zusammengerückt. Es gibt sie seit der Diagnose nur noch im Doppelpack! Renate sagt oft, dass sie 60 Jahre lang verwöhnt wurde. Jetzt sei es an der Zeit, dass sie Walter etwas zurückgibt. Sie brauchen einander. «Wir müssen nicht mehr, wir dürfen nur noch», sagen sie. Was bleibt, ist das Leben, so wie es jetzt ist. Und das nehmen sie gemeinsam an. 


Dieser Artikel wurde mit freundlicher Unterstützung von Boehringer Ingelheim (Schweiz) GmbH erstellt — PC-CH-104339. Die Unabhängigkeit der Patientenmeinung wurde vollständig respektiert

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