Aufklärung über Schizophrenie

Schizophrenie.jpg

Schizophrenie ist nach wie vor eine der am wenigsten verstandenen psychischen Erkrankungen. Häufig mit Vorurteilen behaftet, weckt sie in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch unbegründete Ängste. Die komplexe Erkrankung betrifft etwa 1% der Bevölkerung und erfordert mehr Aufklärung, damit die Betroffenen die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Von Adeline Beijns

Eine komplexe Erkrankung

Schizophrenie ist eine chronische und schwere psychische Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Verhalten der Betroffenen beeinträchtigt. Entgegen der landläufigen Meinung handelt es sich dabei nicht um eine gespaltene Persönlichkeit, sondern vielmehr um einen Realitätsverlust (Psychose). Die Betroffenen können Schwierigkeiten haben, ihre Umwelt zu interpretieren, zu kommunizieren oder mit ihren Gefühlen umzugehen.

Symptome: mehr als nur ein bisschen «verrückt»

Die Krankheit äussert sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die von Patient:in zu Patient:in unterschiedlich sein können. Zu den häufigsten Symptomen gehören Halluzinationen, oft akustischer Natur, bei denen die Betroffenen Stimmen hören, die nicht real sind, sowie Wahnvorstellungen, die sich in Paranoia oder anderen Wahnideen äussern können. Diese so genannten «Positivsymptome» spiegeln eine Verzerrung der Realität wider.

Parallel dazu treten sogenannte «Negativsymptome» auf, die durch Einschränkung oder den Verlust gewohnter Fähigkeiten gekennzeichnet sind. Betroffene haben grosse Schwierigkeiten, ihre Gefühle auszudrücken, ziehen sich zurück oder verlieren ihren Antrieb, was ihre Isolation verstärken kann.

Ein weiterer zentraler Aspekt der Erkrankung sind kognitiven Störungen. Diese äussern sich in Konzentrationsproblemen, Gedächtnisstörungen und einer Beeinträchtigung der Entscheidungsfähigkeit. Diese Beeinträchtigungen wirken sich stark auf das tägliche Leben aus und erschweren die soziale und berufliche Wiedereingliederung.

Ursachen und Risikofaktoren

Schizophrenie ist eine komplexe Erkrankung, deren Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind. Sie ist das Ergebnis einer Kombination genetischer, biologischer und umweltbedingter Faktoren. Auf genetischer Ebene ist das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, deutlich erhöht an Schizophrenie erkrankt ist. Doch die Genetik allein erklärt nicht alles. Wissenschaftler:innen haben auch neurobiologische Ungleichgewichte festgestellt, insbesondere bei Neurotransmittern wie Dopamin und Glutamat, die eine entscheidende Rolle bei der Gehirnfunktion spielen.

Diese Anomalien könnten zu den Wahrnehmungs- und Denkstörungen beitragen, die bei den Betroffenen beobachtet werden. Schliesslich kann auch die Umwelt ein Auslöser sein. Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt, schwere Stressereignisse oder der Missbrauch psychoaktiver Substanzen wie Cannabis oder Amphetamine können das Auftreten von Symptomen bei entsprechender Veranlagung beschleunigen. Auch wenn Schizophrenie zum Teil vererbt wird, ist sie eng mit dem Zusammenspiel von genetischer Veranlagung und äusseren Einflüssen verbunden.

Diagnose: ein streng klinischer Ansatz

Die Diagnose basiert auf klinischen Kriterien, die in Handbüchern wie dem DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) oder dem ICD-10 (International Classification of Diseases) festgelegt sind. Zu diesen Kriterien gehört das Vorhandensein spezifischer Symptome (wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Denkstörungen) über einen längeren Zeitraum sowie eine Beeinträchtigung der sozialen oder beruflichen Funktionsfähigkeit. Eine frühzeitige Diagnose kann die Behandlung erheblich verbessern.

Verlauf und Prognose

Schizophrenie verläuft häufig in Schüben, bei denen sich akute Phasen mit chronischen Phasen abwechseln. Bei adäquater Behandlung mit Antipsychotika und psychosozialer Therapie können viele Betroffene ein relativ stabiles Leben führen. Der Zugang zu medizinischer Versorgung stellt jedoch in einigen Regionen eine Herausforderung dar. Eine regelmässige medizinische Betreuung ist unerlässlich, um das Risiko eines Rückfalls zu verringern. Zu den Faktoren, die die Prognose beeinflussen, gehören eine frühzeitige Diagnose, Unterstützung durch Angehörige und die Qualität der Pflege.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Abonnieren Sie die Printversion von Gesundheitsecho, um Zugriff auf alle Informationen zum Thema zu haben: Erfahrungsberichte, Tests, nützliche Adressen, Infografiken und mehr.
Also warten Sie nicht länger!
CHF39.00
Oder abonnieren Sie direkt 8 Ausgaben!
CHF78.00

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

Mehr als Routine: der Gesundheits-Check-up als Schlüssel zur Vitalität

Regelmässige Gesundheits-Check-ups gehören heute zu den wichtigsten Säulen der modernen Präventivmedizin. Sie helfen, stille Risikofaktoren wie Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- oder Tumorerkrankungen frühzeitig zu erkennen, lange bevor Beschwerden auftreten. Durch gezielte Diagnostik und individuelle Beratung lassen sich Krankheiten nicht nur rechtzeitig behandeln, sondern häufig auch besser kontrollieren und antizipieren. PD Dr. med. Dr. sc. nat. Erik Walter Holy von der Privatklinik Bethanien, die Teil des Swiss Medical Network ist, erklärt, wie Prävention und Gesundheitsbewusstsein entscheidend dazu beitragen, Vitalität, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität langfristig zu erhalten.

Loading

Mehr lesen »

Augenblicke der Hoffnung: moderne Techniken bei Netzhauterkrankungen

Netzhauterkrankungen stellen hohe Anforderungen an Diagnostik und chirurgische Präzision. Gerade in diesem Bereich der Augenheilkunde hat sich in den letzten Jahren viel getan. Welche Entwicklungen diesen Wandel prägen, wie sich die operative Praxis verändert hat und welche Rolle dabei die Perspektive der Patientinnen und Patienten spielt, darüber spricht Prof. Dr. med. Matthias Becker, Chefarzt und Leiter Forschungszentrum Augenklinik, Stadtspital Zürich Triemli, im Interview.

Loading

Mehr lesen »

Gewicht und Blutzucker in den Wechseljahren – Studie Teilnahme

Im meinem Lieblingskaffee gibt es plötzlich auch Matcha-Latte, auf Social Media sieht man zahlreiche «Mushroom Coffees» und in einer Fernsehwerbung wirbt Jennifer Aniston für ein Kollagen-Pulver für schönere Haut. Funktionelle Lebensmittel, aus dem englischen «Functional Foods», haben den Nischenmarkt verlassen. Der Begriff beschreibt Lebensmittel oder Getränke, die über ihre reine Nährstoffversorgung hinaus einen spezifischen, gesundheitlichen Zusatznutzen bieten. Dies wird oft durch die Zugabe oder natürliche Konzentration von bioaktiven Inhaltsstoffen erreicht. Doch was ist Marketing und was bringt tatsächlich Nutzen? Sehen wir uns einmal die wissenschaftliche Evidenz hinter einigen populären funktionellen Lebensmitteln an.

Loading

Mehr lesen »

Mehr Menschlichkeit und Effizienz durch vernetzte Versorgung

Integrierte Versorgung ist mehr als ein Schlagwort – sie steht für ein Gesundheitssystem, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Mit dem integrierten Versorgungsmodell VIVA verfolgt das Swiss Medical Network einen ganzheitlichen Ansatz, der Hausärzt:innen, Fachspezialist:innen und Spitäler miteinander verbindet. Im Interview erklärt Esthelle Le Gallic de Kerizouët, CEO von VIVA Health Suisse, wie dieses Konzept den Alltag von Patient:innen spürbar verändert – und warum Zusammenarbeit der Schlüssel für Qualität und Vertrauen ist.

Loading

Mehr lesen »

So jung hatte ich nicht mit Krebs gerechnet

Wenn man sein ganzes Leben noch vor sich hat, kann es surreal oder sogar grausam erscheinen, wenn eine Krankenschwester mit einem unbeholfenen Lächeln sagt: «Sie haben Glück, Sie haben die richtige Krebs-art gewählt, denn Schilddrüsenkrebs ist gut behandelbar.» Denn auch wenn diese Krebsart oft eine gute Prognose hat, fühlt man sich in diesem Alter nicht bereit, sich mit diesem beängstigenden Wort auseinanderzusetzen. Denn es steht für Unsicherheit und Angst. Das empfand Magda, heute 39 Jahre alt, als die Diagnose gestellt wurde. Fünfzehn Jahre später, während sie ein Fotoalbum über ihre letzte 3500 km lange Reise durch Namibia vorbereitet, erzählt sie von ihrem Lebensweg, der von der Krankheit und dem Wunsch geprägt ist, weiterhin ein erfülltes Leben zu führen.

Loading

Mehr lesen »

Prostatakrebs: was jeder Mann wissen sollte

Obwohl Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung bei Männern ist, ist er immer noch mit vielen Vorurteilen verbunden. Dank Früherkennung und multidisziplinären Behandlungsmöglichkeiten haben sich die Aussichten auf Heilung für Betroffene erheblich verbessert. Entscheidend bleibt die richtige Aufklärung, die Männer dazu ermutigen soll, das Stigma rund um Prostatakrebs abzulegen und ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. In diesem Interview befragten wir Dr. med. Berardino De Bari, Leiter der Abteilung für Radioonkologie am Neuenburger Spitalnetzwerk.

Loading

Mehr lesen »