Wie «Zombie-Zellen» uns im alter krank machen

Parenterale Ernährung
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Nina Ruge

Viele Jahre länger gesund und fit bleiben und sich noch mit 60 wie 40 fühlen! Was wir selbst tun können für diesen Turbo rückwärts, dazu haben Sie in meinen My Life-Kolumnen schon einiges erfahren. Aber es gibt noch unendlich viel Neues aus der Zellforschung zu berichten, zu Sport, Atmung, Zellen, auch Hitze und Kälte, Stressmanagement und vielem mehr. Doch lassen Sie mich heute schon mal ans «Eingemachte» gehen. Was sind denn die richtig starken Mittel, die uns verjüngen könnten, was ist die nächste grosse Hoffnung der Verjüngungsindustrie? Von Nina Ruge

Die Longevity Expertin, Bestsellerautorin, Podcasterin («staYoung – Der Longevity-Podcast») und Moderatorin («heute journal», «Leute heute») schreibt in Gesundheitsecho über gesundes Altern.

Das sind die Senolytika. Medienwirksamer nennt man sie «Zombie-Zellen-Killer»

Aus diesem Stoff ist tatsächlich ein Longevity-Krimi gemacht, und der geht so: Es gibt unsere vielen, vielen Millionen Körperzellen. Die müssen sich ständig teilen, weil alle Organe und Gewebe permanent erneuert werden. Und weil sich die Zellen dabei «abnutzen» und auch von aussen geschädigt werden können, sagt die Logik der Natur: Irgendwann ist Schluss, die Zelle zieht sich selbst den Stecker. Vielleicht sind Ihnen die Telomere, die Schutzkappen am Ende unserer Chromosomen, ein Begriff. Die verkürzen sich bei jeder Teilung. Ganz kurz geworden, lösen sie ein tödliches Signal aus: «Selbstmord»!

Die Zelle stellt ihre Arbeit ein (sie begeht sozusagen Suizid) und verdaut sich selbst. Sämtliche ihrer Bestandteile werden allerdings wiederverwendet. Genialer Kannibalismus also. Manche Zellen widersetzen sich aber dem, was die Fachsprache «Apoptose» nennt. Diese entwickeln auf geheimnisvolle Weise schützende Stoffe, die sie vor dem programmierten Zelltod bewahren. Die machen einfach weiter. Allerdings nicht als Leberzelle, als Muskelzelle oder Zelle des Immunsystems. Sie stellen zwar die Arbeit ein, aber leben weiter und führen quasi einen Sitzstreik als Zombie-Zelle.

In jungen Jahren macht das durchaus Sinn, sonst hätte die Evolution die Zombies längst aussortiert. Wenn nämlich eine Krebszelle zum Zombie wird, kann sie sich nicht mehr teilen. Gefahr gebannt. Und bei der Wundheilung helfen Zombies auch.

Ganz anders im Alter

Während der junge Körper über ein perfektes Immunsystem verfügt, das ein Zuviel an «Zombie-Zellen» gnadenlos verhindert, ist es im älteren Körper überfordert. Besonders, wenn es parallel ständig Herpes-Viren klein halten muss, was permanente Kraftanstrengung bedeutet. Deshalb ergibt eine Herpes-Impfung sehr viel Sinn!

Je älter wir werden, desto mehr Zombie Zellen also.

Besonders viele in Leber, Niere, Lunge und Gehirn. Die entwickeln sich zu Gangstern, machen gleich doppelt krank. Denn sie lösen chronische Entzündungen aus und damit Demenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs – auch bei der gefürchteten Sepsis, der Blutvergiftung im Alter, sollen sie eine Rolle spielen. Patientinnen und Patienten mit Diabetes und auch solche unter Strahlentherapie entwickeln besonders viele «Zombie-Zellen». Sehr gerne stecken die dann auch noch gesunde Zellen in ihrem Umfeld an mit diesem Blödsinn.

Das heisst: «Zombie-Zellen» müssen weg! Und genau hier ist die Forschung schon ziemlich weit. Vor allem in den USA, aber auch in Israel und China arbeiten jede Menge Institute, Startups und forschende Pharmaunternehmen an Senolytika, also «Zombie-Zellen»-Killern. An der berühmten Mayo Clinic (USA), wird an Menschen ein Krebsmittel getestet, in niedriger Dosierung und auch nur alle vier Wochen, gemeinsam mit dem pflanzlichen Unterstützer Quercetin aus Zwiebeln, Äpfeln und Brokkoli.

Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend

Sogar Maus-Bandscheiben konnten regenerieren, ganze Organe verjüngten sich. Nebenwirkungen sind allerdings nicht ausgeschlossen. Und weil Zombie-Zellen in jungen Jahren auch Gutes tun, will man nur ein Drittel von ihnen killen – mit speziellen Antikörpern. Senolytika sind in diesem Krimi so attraktiv geworden, dass sie ganz oben stehen auf der Liste der Investoren.

Doch auch das gute alte Fasten, Traubenkernextrakt und der Extrakt der Weintraube Resveratrol werden als «leichte» Zombie-Killer gehandelt. In wenigen Jahren dürften seriöse Medikamente zu haben sein. Bis dahin bauen wir den Zombie-Killern gerne Brücken, oder? Mit viel Gemüse und wenigen Kalorien – was auch ein bisschen helfen soll…

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