
Übergewicht und Adipositas sind oft mit Stigmatisierung und vorgefassten Meinungen verbunden, die eine weitaus komplexere Realität übermässig vereinfachen. Solche Klischees sind nicht nur ungerecht, sondern auch kontraproduktiv. Sie behindern ein umfassendes und wohlwollendes Verständnis der Ursachen und Folgen dieser Krankheit. Von Adeline Beijns
«Übergewichtige haben nur zu wenig Willenskraft»
Nichts könnte falscher sein. Übergewicht ist oft das Ergebnis einer Kombination von biologischen, genetischen, psychologischen und umweltbedingten Faktoren. Stoffwechsel, Hormone (wie Leptin oder Insulin) und sogar eine genetische Veranlagung können die Gewichtszunahme weit über den individuellen Willen hinaus beeinflussen.
«Übergewichtige treiben keinen Sport»
Übergewicht schliesst körperliche Aktivität keineswegs aus. Viele Betroffene treiben regelmässig Sport, können aber aufgrund anderer Faktoren nicht abnehmen, z. B. aufgrund einer unausgewogenen Ernährung, Stoffwechselstörungen oder eines Aktivitätsniveaus, das die Kalorienzufuhr nicht ausgleicht.
«Es ist nur eine Frage der Ernährung»
Obwohl die Ernährung eine Schlüsselrolle spielt, reicht sie nicht aus, um Übergewicht zu erklären. Stress, Schlafmangel, hormonelle Störungen oder auch bestimmte Medikamente können unabhängig von der Ernährung zur Gewichtszunahme beitragen.
«Übergewichtige essen mehr als andere»
Übergewicht ist nicht immer auf übermässigen Appetit zurückzuführen. Manche Menschen essen zwar normale Mengen, aber sehr kalorienreiche Lebensmittel oder unterliegen biologischen Mechanismen, die es ihnen erleichtern, Energie in Form von Fett zu speichern.