Schläge, Stösse, Verbrennungen: Schützen Sie Ihre Augen!

Augen

Die Augen sind ebenso kostbare wie empfindliche Organe. Jährlich führen zahlreiche Unfälle zu unterschiedlich schweren Augenverletzungen. In vielen Fällen könnten diese Verletzungen durch gute Prävention und eine frühzeitige Diagnose verhindert oder zumindest begrenzt werden. Welche Symptome sind Alarmzeichen für eine schwerwiegende Augenverletzung? Welche Massnahmen sollten ergriffen werden und welche gilt es zu vermeiden? Um das herauszufinden, haben wir Dr. Alessandra Sansonetti, Fachärztin für Augenheilkunde und augenchirurgische Eingriffe sowie ehemalige Präsidentin der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft (SOG), getroffen. Sie teilt mit uns ihr Fachwissen über Augenverletzungen und gibt praktische Tipps, wie man im Falle eines Unfalls richtig reagiert. Von Adeline Beijns

Was versteht man genau unter einem «Augentrauma»?

Von einem Augentrauma spricht man, sobald das Auge oder seine angrenzenden Strukturen durch einen Schlag, eine Schnittverletzung, eine chemische Substanz oder einen Fremdkörper geschädigt werden. Die Art des Unfalls bestimmt den Schweregrad der Verletzung, aber in jedem Fall ist es wichtig, schnell zu reagieren, um Folgeschäden zu minimieren und das Sehvermögen zu erhalten.

Welche Sportarten oder Aktivitäten bergen ein besonders hohes Risiko für Augenverletzungen?

Kontaktsportarten wie Hockey oder Boxen sowie Ballsportarten wie Tennis, Squash oder Badminton sind besonders riskant, da der Ball oder Federball mit hoher Geschwindigkeit auf das Auge treffen kann. Auch abseits des Sports kann das Auge durch Sonneneinstrahlung, insbesondere im Schnee oder in den Bergen, ohne geeigneten Schutz geschädigt werden. Dies kann zu Verbrennungen der Hornhaut führen, ähnlich wie bei einem Schweissunfall ohne Schutzbrille.

Darüber hinaus ereignen sich viele Unfälle im Alltag, bei Freizeitaktivitäten oder am Arbeitsplatz. Herumfliegende Metall-, Holz- oder Chemikalienpartikel können das Auge schwer schädigen, wenn keine Schutzbrille getragen wird. Prävention ist daher entscheidend: Tragen Sie immer eine geeignete Schutzbrille oder ein Visier, beachten Sie die Sicherheitsanweisungen und sensibilisieren Sie Ihre Familie, Kolleg:innen oder Mitarbeiter:innen für die Risiken.

Welche ersten Anzeichen und Symptome eines Augentraumas sollten alarmieren?

Plötzliche Schmerzen und eine Verschlechterung der Sehschärfe (verschwommenes, trübes oder doppeltes Sehen) sind Warnsignale. Manchmal äussert sich ein Trauma nur durch ein Fremdkörpergefühl oder anhaltende Beschwerden. In jedem Fall sollten diese Symptome nicht unterschätzt werden, und eine rasche ärztliche Untersuchung ist unerlässlich.

Welche Erste-Hilfe-Massnahmen sollten bei Verdacht auf eine Augenverletzung ergriffen werden?

Zunächst einmal sollte das Auge geschützt und eine Verschlimmerung der Situation vermieden werden. Bei chemischen Verletzungen ist es zwingend erforderlich, das Auge sofort und gründlich mit klarem Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung für mindestens 10 bis 15 Minuten zu spülen, um die toxische Substanz so weit wie möglich zu verdünnen. Anschliessend sollte man unverzüglich eine Notfallstation aufsuchen und nach Möglichkeit das chemische Produkt oder ein Foto des Etiketts mitbringen, damit die Ärzt:innen die Substanz schnell identifizieren können.

Wenn das Trauma nicht durchdringend ist (z. B. ein Schlag oder eine Prellung), sollte dennoch eine medizinische Fachperson aufgesucht werden, insbesondere bei einer Verschlechterung der Sehkraft. Vermeiden Sie es, das verletzte Auge zu berühren oder zu reiben. Bedecken Sie es stattdessen mit einer sterilen Kompresse, bevor Sie ein:e Augenärzt:in oder die Notaufnahme aufsuchen. Unterschätzen Sie die Verletzung auf keinen Fall: Eine spezielle Untersuchung kann innere Schäden aufdecken, die sich ohne Behandlung verschlechtern könnten.

Welche Massnahmen sollten unbedingt vermieden werden, da sie die Situation verschlimmern könnten?

Es ist äusserst wichtig, nicht selbst zu versuchen, einen Fremdkörper aus dem Auge zu entfernen, da dies die Verletzung verschlimmern kann.

Wann sollte man dringend eine:n Augenärzt:in aufsuchen?

Sobald das Sehvermögen beeinträchtigt ist (plötzliche Verschlechterung, eingeschränktes Sichtfeld), starke Schmerzen auftreten oder eine durchdringende Wunde vorliegt, sollte man so schnell wie möglich die augenärztliche Notaufnahme aufsuchen. Auch bei chemischen Substanzen im Auge ist eine sofortige Untersuchung unerlässlich.

Welche Risiken bestehen, wenn eine Augenverletzung nicht rechtzeitig behandelt wird?

Die Folgen können bis hin zu einem teilweisen oder vollständigen Verlust des Sehvermögens reichen. Je früher eine Behandlung erfolgt, desto geringer ist das Risiko dauerhafter Schäden.

Kinder sind oft weniger vorsichtig – welche Tipps können Eltern helfen, Augentraumata bei den Jüngsten zu verhindern?

Kinder können einen Unfall oft nicht genau beschreiben oder erklären, was passiert ist. Deshalb liegen oft keine klaren Informationen zur Schwere einer Augenverletzung vor. Es ist daher besser, im Zweifelsfall vom schlimmsten Szenario auszugehen, um keine Verletzungen zu übersehen, auch wenn dies übervorsichtig erscheinen mag. Ein weiteres Risiko sind Hundebisse: Tiere können gezielt den Nasenbereich angreifen und Verletzungen an Tränenwegen und Augenlidern verursachen. Bei Kindern unter 10 Jahren, deren visuelles System sich noch in der Entwicklung befindet, kann eine unbehandelte Verschlechterung des Sehvermögens zu dauerhaften Schäden wie Amblyopie (Schwachsichtigkeit) führen. Daher sollten selbst kleinere Verletzungen bei kleinen Kindern nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Haben Sie eine besondere Botschaft für Menschen, die zögern, nach einem Unfall oder einer Reizung des Auges eine medizinische Fachperson aufzusuchen?

Warten Sie nicht! Das Auge ist ein kostbares Organ, und Verletzungen können sich schnell verschlimmern oder anfangs unbemerkt bleiben. Eine Untersuchung durch ein:e Augenärzt:in stellt eine sichere Diagnose und die Einleitung einer angemessenen Behandlung sicher. Eine beruhigende Untersuchung ist allemal besser als eine irreversible Komplikation.

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