Die Psychologie der Farben: Wenn das Auge die Stimmung formt

Augen
Abgerufen von giphy.com

Die Farbpsychologie der Farben ist ein faszinierendes Gebiet, das untersucht, wie Farben unsere Emotionen, unser Verhalten und sogar unser Wohlbefinden beeinflussen. Es handelt sich nicht nur um eine dekorative Modeerscheinung: Seit Jahrhunderten verbinden Zivilisationen bestimmte Farben mit spezifischen Bedeutungen, sei es, um Königswürde, Frieden oder Leidenschaft zu symbolisieren. Im Alltag kann eine einfache Farbveränderung in der Umgebung den Geist beruhigen oder ein Gefühl von Energie wecken. Von Adeline Beijns

Die Rolle der Farbe für unsere Stimmung

Farben haben einen subtilen, aber realen Einfluss auf unseren Gemütszustand. Marketingexperten nutzen beispielsweise oft die Farbpsychologie, um das Kaufverhalten zu beeinflussen. Im Bereich der Inneneinrichtung kann die Wahl einer dominanten Farbe zur Entspannung beitragen oder die Konzentration fördern. Auch im Gesundheitsbereich verdient die Rolle der Farben Aufmerksamkeit, da es eine Verbindung zwischen visueller Wahrnehmung und der Ausschüttung bestimmter Hormone gibt, die unsere Stimmung regulieren.

Rot: Symbol für Leidenschaft 

Rot wird oft mit Leidenschaft, Verlangen, aber auch mit Gefahr assoziiert. Als Farbe des Blutes und des Feuers zieht Rot sofort die Aufmerksamkeit auf sich und regt das Adrenalin an. In einem Verführungskontext kann Rot Dynamik und Selbstbewusstsein fördern, während es in anderen Situationen ein Gefühl der Dringlichkeit hervorrufen kann. Die strategische Verwendung von Rot in Schildern oder Werbung zielt darauf ab, Aufregung zu erzeugen und potenziell einen Kauf zu fördern.

Blau: ein Verbündeter der Ruhe

Blau wird mit Ruhe, Frische und Zuverlässigkeit in Verbindung gebracht. Es erinnert an das Meer oder einen klaren Himmel, was zur Vorstellung von Gelassenheit und Entspannung beiträgt. In Wohnräumen kann Blau helfen, nervöse Spannungen zu reduzieren. Im beruflichen Kontext wird Blau oft verwendet, um Vertrauen und Stabilität zu vermitteln. Eine Studie der Universität von British Columbia hat gezeigt, dass Blau die Kreativität und Vorstellungskraft fördern kann, während andere Untersuchungen darauf hindeuten, dass Blau in bestimmten Kontexten auch die Produktivität steigern kann.

Gelb: Quelle der Freude und Positivität

Gelb erinnert an das Sonnenlicht und vermittelt in der Regel Optimismus. Es vermittelt ein Gefühl von Klarheit und kann sogar die geistige Aktivität anregen. In einem Raum sorgt ein gelber Akzent für eine warme und einladende Atmosphäre, was diese Farbe ideal für Treffpunkte oder Diskussionsrunden macht. Ein Übermass an Gelb kann jedoch auch Unruhe oder sogar Angst auslösen, insbesondere wenn der Farbton zu grell ist.

Grün: Echo der Natur und des Gleichgewichts

Grün steht für Natur, Wachstum und Harmonie. Seine beruhigende Wirkung wird besonders in Räumen geschätzt, die der Erholung oder Entspannung dienen. Diese Farbe wird häufig in Krankenhäusern eingesetzt, da sie helfen kann, Stress zu reduzieren.

Warme und kalte Farben: Zwei Gefühlswelten

Warme Farben wie Rot, Orange oder Gelb fördern Energie, Geselligkeit und Nähe. Sie regen oft Gespräche an und verstärken das Gefühl von Wärme in einem Raum. Kalte Farben wie Blau, Grün oder Violett hingegen stehen für Frieden, Entspannung und eine gewisse emotionale Distanz. Die Wahl einer warmen oder kalten Farbpalette hängt von der angestrebten Wirkung ab: Begeisterung wecken oder zur Ruhe einladen.

Erstaunliche Statistiken und Anekdoten

Marketingstudien zeigen, dass Farben die Wiedererkennung einer Marke um bis zu 80% steigern können, was den erheblichen Einfluss einer charakteristischen Farbe auf das kollektive Gedächtnis belegt. Rund 85% der Verbraucher:innen geben zudem an, dass die Farbe ein entscheidender Faktor bei ihrer Kaufentscheidung ist.
In der Kunstgeschichte erzählt man sich, dass der Maler Vincent van Gogh seine intensiven Gelbtöne wählte, um das blendende Licht der Provence einzufangen und einen Zustand kreativer Begeisterung auszudrücken. In der chinesischen Kultur bleibt Rot die bevorzugte Farbe für festliche Anlässe, insbesondere zum chinesischen Neujahr, da man glaubt, dass sie Glück und Wohlstand bringt.

 

Referenzen:
S. Singh (2006) « Impact of color on marketing », Management Decision, 44(6), 783–789.
Mehta, R. & Zhu, R. (2009) « Blue or Red? Exploring the Effect of Color on Cognitive Task Performances », Science, 323(5918), 1226–1229.
KISSmetrics (2011) « How Colors Affect Conversions » verfügbar auf dem Blog KISSmetrics.
Universität von British Columbia (2009) – Studien über die Auswirkungen von Rot und Blau auf Kreativität und Produktivität (offizielle Mitteilung und zugehörige Presseartikel).

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Abonnieren Sie die Printversion von Gesundheitsecho, um Zugriff auf alle Informationen zum Thema zu haben: Erfahrungsberichte, Tests, nützliche Adressen, Infografiken und mehr.
Also warten Sie nicht länger!
CHF39.00
Oder abonnieren Sie direkt 8 Ausgaben!
CHF78.00

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

CLL: Kein Grund zur Panik!

Die Geschichte von Hansrudolf Jenny (73) zeigt, dass eine CLL-Diagnose nicht das Ende, sondern der Anfang eines neuen Weges sein kann. Mit Zuversicht, Gelassenheit und einem klaren Blick nach vorn lebt er seit seiner Diagnose bewusst und aktiv weiter. Statt sich von der Krankheit bestimmen zu lassen, setzt er auf Wissen, Vertrauen in die Medizin und eine positive Lebenseinstellung.

Loading

Mehr lesen »

Die Bedeutung und Vielseitigkeit von Blut

Täglich zirkulieren mehr als sechs Liter Blut durch unsere Arterien, Venen und Kapillaren, um Sauerstoff und Nährstoffe zu unseren Zellen zu transportieren. Angesichts all dieser lebenswichtigen Funktionen ist es nicht verwunderlich, dass Blut in verschiedensten Disziplinen relevant ist. So hat Blut vielfältige Rollen innerhalb und ausserhalb unseres Körpers – von der Unterstützung lebensrettender medizinischer Behandlungen bis hin zu einem hervorragenden Werkzeug bei forensischen Untersuchungen.

Loading

Mehr lesen »

Forever young? Optimieren Sie Ihre Chance

Die durchschnittliche Lebenserwartung in Europa beträgt aktuell etwa 84 Jahre für Frauen und 79 Jahre für Männer. Ab einer gewissen Annäherung an diese Werte beginnen viele Menschen, sich mit dem eigenen Altern auseinanderzusetzen und versuchen, diesen Prozess aktiv zu bremsen. In der Tat scheint es möglich zu sein, unser biologisches Alter vom kalendarischen in einem gewissen Mass zu entkoppeln.

Loading

Mehr lesen »

Das Frauenideal … im Wandel der Zeit

Das Schönheitsideal der Frau hat sich mit den Trends, dem kulturellen Kontext und den Ikonen jeder Epoche immer wieder verändert. Solche Ideale hatten einen grossen Einfluss darauf, wie Frauen ihren Körper wahrnahmen. Eine Zeitreise zu den emblematischen Figuren, die diese Entwicklungen geprägt haben.

Loading

Mehr lesen »

Das Geheimnis der 100-Jährigen

Liebe My Life-Leserinnen und -Leser, ich verstehe mich als Botschafterin einer ziemlich guten Sache: der Langlebigkeits-Forschung. Mehr Wissen und mehr tun, für sich selbst, für ein gesundes, langes Leben. Wie wäre es mit ein paar Zahlen: Was ist das Ziel der Forscher? 120 werden, und zwar gesund! 130 sind auch bald möglich – ach was, 150 packen wir auch! Mit solchen Zahlen jonglieren tatsächlich einige aus der «Langlebigkeits-Szene». Ich halte nicht viel davon. Das ist Zukunftsmusik. Für meine Generation und wahrscheinlich auch für die nach mir nicht zu erreichen. Aber gesunde 90? Oder gesunde 100 vielleicht?

Loading

Mehr lesen »

Ernährungsmythen – Was stimmt?

Sobald wir uns tiefergehend mit Ernährung beschäftigen, begegnen uns viele Informationen und Mythen, sodass selbst Gesundheitsbewusste ins Grübeln kommen. Ist an den alten und neuen Weisheiten was dran? Was stimmt? Was ist überholt? Als Experte möchte ich über einige der gängigsten Missverständnisse aufklären und mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen darlegen. Praktische Tipps dazu können Ihnen helfen, diese Erkenntnisse im Alltag gekonnt zu nutzen. | Carlo Weber

Loading

Mehr lesen »