Mit Humor und Stärke durch eine doppelte Diagnose

Die Geschichte von Hansruedi Berger zeigt, wie man trotz Rissen im Fundament den Lebensweg meistern kann. Der 80-jährige begegnet seiner chronischen Krankheit mit Akzeptanz, Humor und einem reichen Schatz an Erinnerungen. Seit bei einer Blutuntersuchung rheumatoide Arthritis (RA) festgestellt wurde, hat sich sein Leben radikal verändert. Nachdem die interstitielle Lungenerkrankung (Lungenfibrose) dazu gekommen war, hat sich seine Sicht auf die Dinge gewandelt. Von Phillip Horch

Wie alles begann

Im Alter von 60 Jahren wurde bei Hansruedi eine rheumatoide Arthritis diagnostiziert. Sein Rheumatologe verschrieb ihm wöchentliche Injektionen, um die Entzündungen in seinen Gelenken unter Kontrolle zu bringen. Doch kurze Zeit später traten Atemprobleme auf. Eine Untersuchung brachte schliesslich Klarheit: Neben der Arthritis hatte sich eine interstitielle Lungenerkrankung (Lungenfibrose) entwickelt. Die Lungenfibrose führt zu einer schleichenden Vernarbung der Lunge. Überschüssiges Bindegewebe bildet sich zwischen den Lungenbläschen und um die Blutgefässe. Dadurch wird die Sauerstoffaufnahme erschwert, was das Atmen zunehmend beeinträchtigt. Die Die Ärztinnen und Ärzte konnten keine eindeutige Ursache für das Auftreten dieser begleitenden Erkrankung feststellen. «Das war nicht einfach», erinnert sich Hansruedi. «Ich konnte es nicht ignorieren, also musste ich lernen, mit dieser Krankheit zu leben. Ich glaube, so ist es bei jeder Erkrankung.»

Leben mit der Diagnose

Der Alltag von Hansruedi hat sich seither grundlegend verändert. «Beim Gehen bekomme ich schnell Atemnot, besonders bergauf. Meine Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt. Heute schaffe ich es kaum, eine Treppe hinaufzusteigen, ohne oben stehen zu bleiben, um nach Luft zu schnappen. Ich spüre es bei jeder Bewegung – sei es beim Treppensteigen, Einkaufen oder Spazierengehen. Das erinnert mich ständig daran, dass es um meine Gesundheit nicht mehr gut bestellt ist.»

Neben der Lungenerkrankung und der Herzinsuffizienz macht ihm auch ein altersbedingtes Zittern zu schaffen. «Manchmal frage ich mich beim Essen, wie lange ich das noch alleine schaffen werde», gesteht er. Das Leben mit einer chronischen Erkrankung erfordert Anpassung. «Ich musste mich an die neue Realität gewöhnen und die Konsequenzen ziehen. Heute nehme ich dreimal täglich ein Medikament, um das Fortschreiten der Lungenfibrose zu verlangsamen. Leider kann man die Krankheit nicht heilen.» Auch Atemübungen wurden ihm empfohlen, jedoch ohne Erfolg. «Diese Krankheit raubt mir den Sauerstoff», sagt Hansruedi. «Atemübungen helfen mir nicht weiter. Medikamente können unterstützen, aber im Grunde musste ich lernen, mit der Krankheit zu leben.»

Der Blick auf die kleinen Dinge

Durch die Einschränkungen, so scheint es, hat er nun jedoch mehr Zeit, um die kleinen Dinge wahrzunehmen. «Ich versuche, mich auf das zu konzentrieren, was noch funktioniert und mir Freude bereitet. Es ist eine Frage der Einstellung. Ich sehe jetzt Dinge, die mir früher nicht aufgefallen wären. Ein Spaziergang im nahen Wald oder der Blick in meinen Garten – das genügt, um etwas Schönes zu erleben.»

Quellen der Kraft

Berger schöpft Kraft aus der Natur und kleinen Momenten der Lebensfreude: «Ich spiele noch gelegentlich Golf – zwar mit einem Wagen – aber die wenigen Schritte zum Green schaffe ich noch. Vor allem geniesse ich die Natur. Das ist für mich Erholung pur. Dafür muss ich nicht ans Ende der Welt fahren.»

Kleine Rituale machen das Leben leichter: «Ich gönne mir ab und zu einen Apero vor dem Abendessen. Das ist für mich absolute Lebensqualität. Ich kann das allein machen. Aber noch schöner ist es, wenn ich das mit meiner Frau teilen kann. Einfach ein paar Worte austauschen und sich gegenseitig haben. Es sind kleine Dinge, die gut tun.»

Ein positiver Blick in die Vergangenheit

Die Erinnerungen, die Berger mit sich trägt, sind ein wichtiger Anker für ihn. Der Gründer des Spielzeugwarengeschäfts «Spielegge» in Basel feierte im Oktober letzten Jahres 50-jähriges Jubiläum. Ob ihm das hilft, trotz Einschränkungen mit einem Lächeln durchs Leben zu gehen? «Ich hatte das Glück, in einer Zeit zu leben, in der es immer bergauf ging. Dafür bin ich dankbar. Ich erinnere mich gerne an schöne Zeiten. Diese Erinnerungen geben mir heute Kraft». Seine Freunde und Familie geben ihm Halt und Zuversicht. «Freunde, mit denen man seine Sorgen teilen kann, sind enorm wichtig. Ich glaube, wir haben in der heutigen Zeit das Problem, dass die Menschen zu wenig Kontakt haben. Man sitzt am Abend vor dem Fernseher und redet nicht mehr. Früher hatte man einfach weniger Möglichkeiten und musste mehr miteinander sprechen. Das fehlt ein wenig. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir, die wir eigentlich im Paradies leben, am meisten zu verlieren haben.»

Eine Botschaft an andere Betroffene

Das Lachen, das immer wieder durch die Sätze Bergers dringt, ist ansteckend und inspirierend zugleich. Es kommt, das spürt man im Gespräch, von Herzen: «Das Wichtigste ist, den Humor nicht zu verlieren. Lachen gehört zu den gesündestenSachen,diewirtunkönnen.Wir werden alle im Alter Dingen begegnen, die unangenehm sind. Wir wissen, dass das Leben endlich ist. Mit Humor und Genuss können wir solchen Dingen etwas entgegensetzen. Am Ende meines Lebens sagen zu können, dass ich es schön fand – mehr kann ich nicht erwarten.»

«Ich bin zufrieden»

Dass alles funktioniert, im Frühling die Knospen wiederkommen, die Blumen blühen und er das alles wahrnehmen kann, erstaunt den 80-Jährigen immer aufs Neue. Berger zeigt eindrücklich, wie man mit einer chronischen Erkrankung leben kann. Mit Akzeptanz, Optimismus und einem Auge für die Schönheit des Alltags. «Es gibt auch Tage oder Momente, die nicht so schön sind. Aber im Endeffekt muss man sich immer wieder zurückholen. In Erinnerungen schwelgen oder Momente geniessen, die man gerade hat. Dann geht es wieder besser.»

 
Dieser Artikel wurde mit freundlicher Unterstützung von Boehringer Ingelheim (Schweiz) GmbH erstellt // Die Unabhängigkeit der Patientenmeinung wurde vollständig respektiert
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