Welche Rolle die Ernährungfür die Langlebigkeit spielt

Langlebigkeit
Die Longevity Expertin, Bestsellerautorin, Podcasterin («staYoung – Der Longevity-Podcast») und Moderatorin («heute journal», «Leute heute») schreibt in Gesundheitsecho über gesundes Altern.

«Iss dich jung!» Wenn ich Ihnen das zurufe, dann höre ich’s schon knurren: «Kommt die Ruge jetzt mit noch einer Diät?» Nein! Ich habe die wichtigsten Erkenntnisse der Wissenschaft für Sie, wie unsere Ernährung die Zellfitness erhöhen und damit das Altern verlangsamen kann. Leider geraten da manche Glaubenssätze der hippen Diäten ins Wanken: Low Carb? Keto-Diät? Proteine statt Kohlenhydrate? Von Nina Ruge

 

Die richtigen Lebensmittel:

Da setzen die Forscher:innen ein grosses Fragezeichen dran. Stattdessen haben sie akribisch verfolgt, welche Lebensmittel – wie zubereitet und in welchen Mengen – was bewirken können in unseren Körperzellen. Arbeiten sie störungsfrei weiter und weiter – oder fängt’s an zu knirschen, zu stottern in ihrem sonst so perfekten Steuerungssystem? Hier das Allerwichtigste für Sie zusammengefasst, aber bitte: nicht erschrecken! Sie müssen ja nicht alles auf einmal beherzigen. Besser langsam beginnen mit dem «Iss dich jung!», aber konsequent dranbleiben! So verlangsamen Sie Ihre Altersuhr.

Also! Punkt eins:

Machen Sie sich den Hunger zum Freund! Essen Sie sich nicht einfach pappsatt und essen Sie erst, wenn Sie RICHTIG Hunger haben – und das möglichst nur zweimal am Tag binnen acht Stunden. Oh Gott, wieso denn das? Einfach mal auf Ihre Zellen hören, genauer gesagt auf Ihre DNA, Ihre Erbsubstanz.

Die ist täglich Zehntausenden Attacken ausgesetzt: Brüche, Mutationen in den ewiglangen Fäden der DNA. Und was passiert? Nichts! Denn wir haben ein fantastisches DNA-Reparatursystem. Jeder Schaden wird behoben. Dafür braucht’s allerdings ein bisschen Zeit. Und jetzt kommt’s: Wenn unsere Zellen hungern, teilen sie sich langsamer. Und wenn sie sich langsamer teilen, dann hat die Reparatur mehr Zeit. Eine Maus zum Beispiel lebt rund 50% länger, wenn sie ein Drittel weniger zu fressen erhält, als sie Hunger hat. Noch dazu wird so die Zellreinigung angekurbelt, die Autophagie.

Punkt zwei:

So wenig Zucker wie möglich! Keine Desserts, keine Süssgetränke, kein süsses Obst, kein Weissbrot. Die Liste ist lang. Zucker macht Diabetes, alt und krank. ABER: Die «langen» Kohlenhydrate aus Gemüse und Vollkorn sind super! Abends ein Vollkornbrot ist kein Problem, Naturreis auch nicht. «Ballaststoffe» heisst das Zauberwort: Von denen brauchen wir täglich 30 Gramm, mindestens. Die Folge: Weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weniger Schlaganfall!

Punkt drei:

Rotes Fleisch meiden! Und Proteine nur in Massen! Tierische Produkte haben null Ballaststoffe und rotes Fleisch, besonders Wurst, erhöht die Krebsgefahr. In den reichen Industrieländern essen wir eh zu viel
tierisches Eiweiss. Jüngste Studien zeigen: Einmal pro Tag ist okay, alles andere erhöht dann auch die Krebsgefahr. Allerdings: Ab 60 brauchen wir mehr Proteine, also Eiweiss.

Punkt vier:

Möglichst wenig hoch verarbeitete Lebensmittel! Keine Fertigpizza, kein Fruchtjoghurt, kein Müsliriegel: zu hohe Kaloriendichte, zu viele Bindemittel, Geschmacksverstärker, Salz und andere Altmacher. Was dann um Himmels willen essen? Gemüse, Gemüse, Gemüse! Ja, ich bin Gemüse-Fetischistin. Pflanzliche Eiweisse aus Kichererbsen, Bohnen oder Soja sind sowieso besser als die aus Tieren. Die Ballaststoffe sind ein Segen – und vor allem die sekundären Pflanzenstoffe!

Das sind die geheimen Langlebigkeits-Booster der Natur schlechthin. Über 100’000 verschiedene gibt es schätzungsweise. 8’000 davon dürften für uns interessant sein, und nur die wenigsten sind bisher bis ins Detail erforscht. Doch dass sie den Blutdruck senken und die Nervenzellfunktion stärken können, das ist so gut wie sicher. Aber auch Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Krebs, Diabetes, Demenz, Arthrose und Osteoporose ist sehr wahrscheinlich. Wieso bitte das? 

Jeder Pflanzenstoff wirkt anders – und will gesondert gewürdigt sein. Anstatt Fleisch, Süsses, Fertigprodukte und Weissbrot zu essen: Vorhang auf für die Stars der Gemüseküche! Und hier sind vor allem die Mauerblümchen unserer Küche hocherotisch. Wurzelund Knollengemüse zum Beispiel, die Speicherorgane und Schatzkammern der Pflanzen: Steckrübe, Knollensellerie, Rote Rübe oder Rote Bete. Dann die Bittergemüse! Artischocke, Endivie, Chicorée – oder Kohlgemüse! Spitzkohl, Wirsing. Brokkoli! Die gute, alte Gemüseküche – die soll wirklich was bringen? Jawohl! Nach heutigem Stand der Forschung ist die Langlebigkeits-Ernährung der wichtigste, stärkste Hebel, den wir selber umlegen können – um lange gesund zu bleiben. Iss dich jung!

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Abonnieren Sie die Printversion von Gesundheitsecho, um Zugriff auf alle Informationen zum Thema zu haben: Erfahrungsberichte, Tests, nützliche Adressen, Infografiken und mehr.
Also warten Sie nicht länger!
CHF39.00
Oder abonnieren Sie direkt 8 Ausgaben!
CHF78.00

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

Wenn Mutterschaft auf Gestationsdiabetes trifft

Gestationsdiabetes stellt eine wesentliche Herausforderung bei Risikoschwangerschaften dar und erfordert optimale Strategien für Screening, Überwachung und Prävention. Diese während der Schwangerschaft auftretende Glukoseintoleranz beeinflusst die Gesundheit von Mutter und Kind. Anhand von Mariannes Geschichte (37), die während ihrer Schwangerschaft mit Mathieu (heute 3) an Gestationsdiabetes litt, beleuchten wir die klinische Realität, die Folgen und die Verbesserungsmöglichkeiten der Betreuung in der Schweiz.

Loading

Mehr lesen »

Kann die Altersuhr tatsächlich rückwärtslaufen?

Wie versprochen nehme ich Sie hier mit auf eine Verjüngungs-Tour! Was können Sie tun, egal wie alt Sie sind, um Ihren Zellen einen Energieschub zu verpassen? Wie sollten Sie Ihr Leben organisieren, Ihre Ernährung, den Sport, das Schlafpensum, den Cocktail an Nahrungsergänzungsmitteln, um Ihr hochintelligent agierendes Einsatzkommando für Zellreparatur auf Höchstleistung zu bringen? Um jung zu bleiben – oder vielleicht sogar jünger zu werden? Da heben sich vielleicht die Augenbrauen. Verjüngung? Hokuspokus! Hat denn jemals einer nachweisen können, dass Verjüngung möglich ist? Wissenschaftlich und unbestechlich?

Loading

Mehr lesen »

Psychosexuelle Therapie: An der Schnittstelle von Intimität und Psyche

Die psychosexuelle Therapie, die zunehmend als ganzheitlicher und empathischer Ansatz anerkannt wird, befasst sich sowohl mit psychischen und sexuellen Bedürfnissen der Patient:innen. Sie bietet spezifische Instrumente, um Menschen mit sexuellen oder Beziehungsproblemen zu begleiten. Diese hängen oft mit emotionalen Blockaden, Traumata oder einschränkenden Denkmustern zusammen. Wir sprachen darüber mit Dr. Lakshmi Waber, Facharzt FMH für Psychiatrie und ausgebildeter Sexologe, sowie Präsident und Ausbildungsleiter der Schweizerischen Gesellschaft für Sexologie.

Loading

Mehr lesen »

Im Angesicht der Menopause: Auf den Körper hören, eigene Entscheidungen treffen

Die Menopause ist ein Thema, das immer noch viele Fragen aufwirft, obwohl es viele Frauen in einem entscheidenden Moment ihres Lebens betrifft. Jede Frau durchläuft diese Phase anders, mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen. Wichtig ist, dass Sie die Behandlung finden, die am besten zu Ihrem Körper, Ihrem Rhythmus und Ihren Wünschen passt. Sophie, 58, Sicherheitsbeamtin und Mutter von zwei Kindern, hat sich bereiterklärt, ihre Erfahrungen offen zu teilen.

Loading

Mehr lesen »

Die Top 7 Tipps zum Schutz Ihrer Augen

Unsere Augen sind den ganzen Tag über im Dauereinsatz – oft belastet durch Bildschirme, Umweltverschmutzung oder visuellen Stress. Doch mit ein paar einfachen Massnahmen lässt sich ihre Gesundheit langfristig erhalten. Hier sind 7 wichtige Alltagsgewohnheiten, um Ihr Sehvermögen zu schützen.

Loading

Mehr lesen »

Zuckerfreies Beeren – Eis zum Selbermachen

Ein warmer Tag, Lust auf etwas Süsses – aber bitte ohne Zucker? Kein Problem! Dieses hausgemachte Eis auf Basis von Joghurt und Beeren ist nicht nur lecker, sondern auch für Diabetiker:innen geeignet. Ganz ohne zugesetzten Zucker, dafür mit frischen Zutaten und viel Geschmack.

Loading

Mehr lesen »