Altern beginnt in unseren Zellen. Auch Demenz, das furchtbare Schreckgespenst. Zwei «schreck»-liche Zahlen sagen alles: circa 153’000 Demenz-Kranke gibt es heute in der Schweiz, die meisten leiden an Alzheimer. Jedes Jahr kommen rund 32’900 Patient:innen hinzu. Dazu die Hilflosigkeit: Heilung ist nicht in Sicht. Therapien und Medikamente können das Fortschreiten der geistigen Umnachtung nur verzögern, mehr nicht. Deshalb möchte ich heute vor allem von den jüngsten Erkenntnissen berichten, wie wir Alzheimer vorbeugen können – denn da gibt es heutzutage einiges!
Um das zu verstehen, braucht’s ein bisschen Zellbiologie: Nervenzellen sind sehr sensibel. Schliesslich werden sie so alt wie wir, sie teilen sich nicht. Sie altern. Drei Angriffen sind sie ganz besonders ausgesetzt: Verklumpungen, Entzündungen und aggressiven freien Radikalen. Alles zusammen bringt Nervenzellen um. Erinnerung erlischt, Persönlichkeit schwindet – ein Albtraum.
Was also können wir tun? Wie stark sind wir genetisch programmiert? Ja, es gibt ein Gen, das die Gefahr enorm erhöht. APOE4 heisst es. Doch nur rund 2% ha- ben dieses Gen von Mutter UND Vater, sind also stark gefährdet. Alzheimer scheint viel mehr ein Alterungsprozess zu sein, der enorm durch den Lebensstil gesteuert wird. Summa summarum – so schätzen die Expert:innen – können wir zu 40% Ausbruch und Verlauf selbst beeinflussen! Also tun wir das bitte, und zwar bereits möglichst früh. Hier sind drei aktuelle Forschungsergebnisse für Sie.
Empfehlung Nummer 1:
Das dürfte Sie jetzt erstaunen: Aber wer schon jenseits der 45 feststellen muss, dass er auf Partys oder in belebter Innenstadt auf der Leitung steht, weil er einfach nicht richtig gut hört, und dann einfach nichts tut, der verdoppelt sein Risiko, im Alter an Alzheimer zu erkranken. Ein Hörtest und dann eventuell ein Hörgerät könnte Sie schützen. Das Gleiche gilt für ältere Menschen mit grauem Star.
Forscher:innen vermuten, dass der gelbliche Belag auf den Augenlinsen nicht nur die Sicht stark behindert, sondern vor allem dem blauen Licht den Eintritt ins Auge verwehrt. Und blaues Licht lenkt über bestimmte Nervenknoten im Gehirn viele kognitive Funktionen, auch die Tag-Nacht-Steuerung unseres Stoffwechsels – und somit die Alzheimer-Gefahr. Wer schlecht hört UND schlecht sieht, hat laut einer aktuellen Studie ein sage und schreibe um 267% erhöhtes Risiko, an Alzheimer zu erkranken.
Ausserdem führen Schwerhörigkeit und schlechtes Sehen oft in die soziale Isolation und solch geringe geistige Anregung kann Nervenzellen regelrecht verkümmern lassen. Und: Wer schlecht sieht und hört, treibt oft weniger Sport, weil er sich unsicherer bewegt – ein weiterer Risikofaktor für Demenz! Also unbedingt ein Hörgerät, wenn nötig! Den grauen Star lassen eh schon jährlich 700’000 Menschen operieren – weshalb nicht Sie, wenn es nötig und möglich ist?
Empfehlung Nummer 2:
Die MIND-Diät. Das Rush University Medical Center in Chicago hat eine Ernährung entwickelt, die das Alzheimer-Risiko bei älteren Menschen nach fünf Jahren immerhin halbierte. Sie ist mit der mediterranen Diät verwandt: viel Gemüse, Bohnen, Beeren, Nüsse, dazu Vollkornprodukte, ein wenig Geflügel, Fisch. Auch hier ist das Weglassen der Clou: kein rotes Fleisch, keine Butter, nichts Süsses, kein fetter Käse, nichts Frittiertes, kein Fast Food. Wäre das nicht auch etwas für Sie? Es lohnt sich!
Empfehlung Nummer 3:
Ginkgo-Extrakt wird bei altersbedingter Vergesslichkeit und beginnender Demenz eine gewisse verzögernde Wirkung nachgesagt. Beim Extrakt des Weizenkeims, dem Spermidin, ist man noch nicht ganz so weit. Aber deutliche Hinweise darauf fand man durchaus. Die Vitamine D und B12 sowie Omega-3-Fettsäuren werden zur Prophylaxe ebenso empfohlen. Der ernst zu nehmendste Risikofaktor ist aber die Bewegungslosigkeit. Wer zu viel sitzt oder inaktiv ist, der fordert sein Gehirn nicht.
Eine Studie der University of Sydney hat ergeben, dass 6’300 Schritte am Tag (mit flotten 112 Schritten pro Minute) ausreichen, um das Demenzrisiko um 57% (!) zu senken. Als Sahnehäubchen möchte ich Ihnen noch den «kreativtherapeutischen Ansatz» servieren: Entdecken und nutzen Sie hemmungslos neue Areale Ihres Gehirns! Tanzen Sie, malen oder singen Sie, lernen Sie ein Instrument oder schreiben Sie Ihre Autobiografie, das hilft bei Demenz! Und ich bin überzeugt: Das tut uns allen gut – in jedem Alter…