Das HPV-Virus: Verständnis und Handeln

Virus HPV

Das Humane Papillomavirus (HPV) zählt zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen weltweit. Es betrifft sowohl Männer als auch Frauen und kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Dieser Artikel soll HPV entmystifizieren, indem er erklärt, was es ist und wie es übertragen wird. Er beleuchtet ausserdem Symptome, Risiken und weitere wichtige Aspekte. Von Adeline Beijns

 

Drei Buchstaben für ein Virus

HPV ist eine Gruppe von über 200 Viren, von denen etwa 40 speziell die Genitalien, den Anus, den Mund und den Rachen befallen können. Diese Viren werden in zwei Kategorien eingeteilt: Niedrigrisiko-HPV, das in der Regel Genitalwarzen verursacht, und Hochrisiko-HPV, das verschiedenen Krebsarten hervorrufen kann, darunter Gebärmutterhals-, Anal-, Hals-, Penis- und Vulvakrebs.

Übertragung und Ursachen

HPV wird hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen, einschliesslich Vaginal-, Anal- und Oralverkehr. Das Virus kann sich auch ohne Symptome verbreiten, was die Prävention kompliziert macht. Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, sich mit HPV anzustecken, wie z. B. mehrere Sexualpartner:innen und das Risiko, dass dieses selbst mehrere verschiedene Partner:innen hatten.

Situation in der Schweiz

In der Schweiz stellt HPV ein wichtiges Problem für die öffentliche Gesundheit dar. Laut Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) werden 70-80% der Frauen und Männer, die sexuell aktiv sind, im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit dem Virus in Kontakt kommen. Laut derselben Quelle wird das Virus in 70% der Fälle innerhalb eines Jahres nach der Infektion auf natürliche Weise eliminiert, und diese Rate steigt innerhalb von zwei Jahren auf 90%.¹ Angesichts dieser Situation scheint es unerlässlich, die Aufklärungs- und Präventionsinitiativen zu verstärken.

Wer ist betroffen?

Das Virus unterscheidet nicht nach Alter, Geschlecht oder Lebensstil. Bestimmte Gruppen sind jedoch stärker gefährdet, insbesondere sexuell aktive junge Erwachsene, welche häufig ihre Partner:innen wechseln. Daher ist die Altersgruppe der 16- bis 25-Jährigen am häufigsten betroffen.²

Symptome und Folgen

In den meisten Fällen verursacht HPV keine Symptome und wird vom Immunsystem bekämpft. Ist dies nicht der Fall, kann es Genitalwarzen, Analwarzen oder präkanzeröse Läsionen verursachen. Diese Läsionen können sich unbehandelt zu Krebs entwickeln. Frauen sind besonders gefährdet, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Laut BAG ist Gebärmutterhalskrebs die fünfthäufigste Krebsart bei Frauen zwischen 20 und 49 Jahren in der Schweiz.

An Analkrebs erkranken jedes Jahr etwa 240 Menschen, davon 70% Frauen. Wichtig: HPV betrifft nicht nur Frauen, sondern ist auch eine Gefahr für Männer. So berichtete etwa der Schauspieler Michael Douglas öffentlich über seine Halskrebserkrankung. Er führte seine Diagnose auf eine HPV-Infektion zurück und wollte damit das Bewusstsein für die Risiken des Virus schärfen. Statistisch gesehen sind in der Schweiz 400 Personen von Mundhöhlen- und Halskrebs betroffen, wobei 70% der Betroffenen männlich sind. Von diesen Fällen werden 20% auf eine HPV-Infektion zurückgeführt.³

Ob Genitalwarzen, Krebsvorstufen oder Krebs, die auf das HPV-Virus zurückzuführen sind, jede dieser Komplikationen hat das Potenzial, die Lebensqualität der Betroffenen stark zu beeinträchtigen. Diese Erkrankungen können zu einem hohen Mass an Stress und Angst führen und stellen eine grosse Herausforderung für die intimen und persönlichen Beziehungen dar.

Wie sollte man reagieren?

Bei Verdacht auf eine HPV-Infektion sollten Sie zum Arzt gehen. Bei gynäkologischen Problemen sollten Frauen ihren Gynäkologen kontaktieren, Männer können einen Urologen oder einen Dermatologen aufsuchen, um Genitalwarzen zu behandeln. Eine Untersuchung und spezielle Tests (z.B. nur für Frauen) können bei der Diagnose hilfreich sein.

Behandlung und Vorbeugung

Obwohl es keine spezifische Behandlung gegen das HPV-Virus gibt, können die von ihm verursachten Symptome und Beschwerden wirksam behandelt werden. In vielen Fällen heilt die HPV-Infektion innerhalb von zwei Jahren von selbst aus. Besteht die Infektion dauerhaft fort, stehen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, um sowohl Genitalwarzen als auch präkanzeröse Läsionen in den Griff zu bekommen.

Darüber hinaus ist es wichtig, die entscheidende Rolle des Kondoms bei der Verhinderung der HPV-Übertragung zu betonen. Seine korrekte und konsequente Verwendung beim Geschlechtsverkehr ist eine wirksame Massnahme, die das Risiko einer Ansteckung oder Übertragung des Virus sowie anderer sexuell übertragbarer Infektionen deutlich verringert.

Was ist zu beachten?

Das HPV-Virus ist zwar häufig und kann gefährlich sein, aber mit der richtigen Vorsorge und Behandlung lässt es sich gut kontrollieren. Es ist wichtig zu wissen, wie es übertragen wird, welche Risiken es birgt und wie man im Falle einer Infektion reagieren sollte. In der Schweiz sind Sensibilisierung und individuelle Präventionsmassnahmen entscheidend, um die Auswirkungen von HPV zu verringern. Massnahmen wie z.B. die HPV-Impfung, die Begrenzung der Anzahl der Sexualpartner:innen und die Verwendung von Kondomen (diese sind aber leider auch nicht 100% zuverlässig) beim Geschlechtsverkehr sind besonders wichtig, um die Übertragung des Virus zu verhindern.

Sexuelle Aufklärung und die Förderung regelmässiger Vorsorgeuntersuchungen sind ebenfalls von entscheidender Bedeutung, um mögliche Folgen des Virus rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Angesichts einer HPV-Infektion ist die klügste Reaktion der Gang zum Arzt oder zur Ärztin, um eine genaue Diagnose zu stellen und eine angemessene Nachsorge zu gewährleisten. Achtsamkeit ist wichtig, da viele HPV-Infektionen zwar von selbst abheilen, aber einige ernsthafte Komplikationen verursachen können. Es ist daher unerlässlich, informiert zu sein und die notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um die eigene Gesundheit und die der Partner:innen zu schützen.

BAG Empfehlungen

  • Das BAG empfiehlt seit 2024 die HPV-Impfung nun auch als Basisimpfung für Jungen zwischen 11 und 14 Jahren.
  • Die Impfung ist auch nach Kontakt mit dem Virus noch sinnvoll und wirksam.
  • Jugendliche und junge Erwachsene können bis zum 26. Lebensjahr eine Nachholimpfung bzw. ergänzende Impfung machen.
  • Kostenlos für alle zwischen 11 und 26 Jahre im Rahmen der kantonalen HPV-Programme.

Referenzen:
1. https://www.bag.admin.ch/bag/fr/home/krankheiten/ krankheiten-im-ueberblick/hpv.html
2. https://www.bag.admin.ch/bag/fr/ home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/hpv.html
3. https://www.bag. admin.ch/bag/fr/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/hpv.html

HPV
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Abonnieren Sie die Printversion von Gesundheitsecho, um Zugriff auf alle Informationen zum Thema zu haben: Erfahrungsberichte, Tests, nützliche Adressen, Infografiken und mehr.
Also warten Sie nicht länger!
CHF39.00
Oder abonnieren Sie direkt 8 Ausgaben!
CHF78.00

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

Wenn der Sommer summt

Mit Frühling und Sommer kommen die warmen Tage, die langen Abende und die perfekte Zeit für Outdoor-Abenteuer. Egal ob Grillpartys mit Freund:innen, entspannte Spaziergänge in der Natur oder ausgedehnte Wanderungen. Jetzt heisst es, die Sonne und die frische Luft in vollen Zügen zu geniessen. Der Sommer bietet all die angenehmen Dinge, auf die wir uns das ganze Jahr über freuen: Sonnenschein, entspannte Stunden im Freien und das Gefühl, den Alltag hinter sich zu lassen. Wäre da nicht eine kleine, summende Schattenseite: Mücken. 

Loading

Mehr lesen »

Wenn ein Glukosesensor Noisette zu Hilfe kommt

Jacqueline, 42 Jahre alt, hat sich schon immer als bedingungslose Tierliebhaberin betrachtet. Anfang Januar bemerkt sie, dass Noisette, einer ihrer mittlerweile 13½-jährigen Kater, ein ungewöhnliches Verhalten zeigt: Er trinkt immer mehr Wasser, scheint es unablässig zu fordern und wirkt beinahe besessen davon, stets Zugang zu Wasser zu haben. Beunruhigt über diesen ungewöhnlichen Durst vereinbart sie einen Termin beim Tierarzt, um Klarheit zu schaffen.

Loading

Mehr lesen »

Der Schlüssel zu einem gut verwalteten Diabetes

Diabetes betrifft Millionen von Menschen auf der ganzen Welt und die Behandlung dieser Krankheit hängt von einem feinen Gleichgewicht zwischen medizinischer Betreuung, Technologie und Patientenengagement ab. In Lausanne setzt Dr. med. Daniela Sofra, eine engagierte Endokrinologin und Diabetologin, auf Teamarbeit. In diesem Interview beleuchtet sie die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit mit Hausärzt:innen und die bahnbrechende Rolle, die CGM-Sensoren (Continuous Glucose Monitoring) im Leben der Patient:innen spielen.

Loading

Mehr lesen »

Blitze, Punkte, Schatten: Wenn Ihre Augen Hilfe brauchen

Die Netzhaut spielt eine zentrale Rolle für unser Sehvermögen, doch sie ist empfindlich und kann sich in bestimmten Fällen ablösen. Eine Netzhautablösung kann unbehandelt zu schwerwiegenden Sehverlusten führen. Doch welche Ursachen gibt es? Welche Symptome sollten ernst genommen werden? Und welche Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir mit Frau Dr. med. Alice Kitay gesprochen. Sie erklärt, worauf Betroffene achten sollten und warum schnelles Handeln entscheidend ist.

Loading

Mehr lesen »

Ein harmloser Husten?

Walter Käser (82) lebt heute mit einem Husten, der nie vergeht. Was zunächst harmlos schien, wurde zu einem ständigen Begleiter und führte schliesslich zur Diagnose

Loading

Mehr lesen »