Morbus Fabry

PD DR. MED. ALBINA NOWAK
Oberärztin Klinik für Endokrinologie,
Diabetologie und Klinische Ernährung

Morbus Fabry ist eine seltene, vererbbare lysosomale Speichererkrankung, die durch einen Mangel oder eine Fehlfunktion des Enzyms Alpha-Galaktosidase A (α-Gal A) gekennzeichnet ist, das in vielen Zellen vorkommt. Für die Patienten ist es entscheidend, die verordnete Behandlung gut zu befolgen sowie die regelmässigen Kontrollen im Therapiezentrum wahrzunehmen, um ihre Lebensqualität und Gesundheit aufrechtzuerhalten. Interview mit PD Dr. med. Albina Nowak, Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie und klinische Ernährung am Universitätsspital Zürich.

Adeline Beijns

 

Wie kann sich die Krankheit verschlimmern?

Der Schweregrad des Morbus Fabry kann von Person zu Person variieren, je nach Gen-Mutation. Einige Mutationen können zu einem völligen Fehlen der α-Gal A-Enzymaktivität führen, während andere zu einer reduzierten, aber immer noch nachweisbaren Enzymaktivität führen können. Diejenigen mit schwereren Mutationen neigen dazu, ein schnelleres Fortschreiten der Krankheit zu erleben. Der Morbus Fabry kann sich im Laufe der Zeit durch die fortschreitende Anhäufung von Globotriaosylceramid (Gb3 oder GL-3) in verschiedenen Organen und Geweben verschlimmern. Diese Anhäufung entsteht durch den Mangel oder das Fehlen des Enzyms, das für den Abbau von GL-3 im Körper verantwortlich ist. Wenn das Enzym nicht richtig funktioniert, kann GL-3 nicht verstoffwechselt und abgebaut werden, was zur Schädigung der Organe führt.

 

Auf welche anderen Faktoren ist besonders zu achten?

Der Lebensstil mit Ernährung, Bewegung und Stress sowie das Vorhandensein anderer Faktoren wie Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes können das Fortschreiten von Morbus Fabry beeinflussen. Es ist daher wichtig, ein normales Gewicht und einen normalen Blutdruck zu halten, den Cholesterinspiegel zu kontrollieren und nicht zu rauchen.

 

Was kann ich als Betroffene/Betroffener tun, um das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern?

Heutzutage gibt es wirksame Behandlungen und anerkannte spezialisierte Therapiezentren für Morbus Fabry. Es ist daher entscheidend für die Betroffenen, die verordnete Behandlung gut zu befolgen sowie die regelmässigen Kontrollen im Therapiezentrum wahrzunehmen, um das Fortschreiten der Krankheit zu überwachen und zu verhindern.

 

Welche Folgen kann es haben, wenn die Behandlung nicht richtig durchgeführt wird?

Die Ansammlung von GL-3, die durch die Behandlungen verhindert wird, kann verschiedene Organe und Systeme schädigen, darunter die Nieren, das Herz, die Blutgefässe, das Nervensystem und die Haut. Im Laufe der Zeit kann die Schädigung dieser Organe zu schweren und lebensbedrohlichen Komplikationen wie Nierenversagen, Herzerkrankungen und Schlaganfall führen.

 

Warum ist es wichtig, abgesehen von den Behandlungen, regelmässig Kontrolluntersuchungen bei meinem Fabry-Spezialisten durchzuführen?

Reguläre Kontrolluntersuchungen bei einem Fabry-Spezialisten sind wichtig, um die Krankheit zu überwachen und zu managen, die Wirksamkeit des Behandlungsplans zu bewerten, neue Symptome oder Komplikationen zu behandeln und Unterstützung und Anleitung für das Leben mit der Krankheit zu geben. Darüber hinaus bieten regelmässige Kontrolluntersuchungen bei einem Spezialisten dem Patienten die Möglichkeit, seine Sorgen zu besprechen und Ratschläge zum Umgang mit der Krankheit zu erhalten.

 

Was wird bei diesen regelmässigen Kontrollen untersucht?

Die Untersuchungen können je nach den spezifischen Symptomen, dem Stadium der Krankheit und dem allgemeinen Gesundheitszustand variieren. Der Spezialist kann eine körperliche Untersuchung durchführen, um den allgemeinen Gesundheitszustand zu beurteilen und nach sichtbaren Anzeichen der Fabry-Krankheit wie Angiokeratomen zu suchen sowie Herz- oder Lungengeräusche abzuhören. Es kann auch eine Beurteilung der Nierenfunktion sowie eine Herz-, Lungen-, augenärztliche und neurologische Untersuchung durchgeführt werden.

 

Ihr Schlusswort?

Eine frühzeitige Diagnose, regelmässige Kontrollen und ein frühzeitiges Eingreifen sind entscheidend für den Umgang mit Morbus Fabry und die mögliche Verlangsamung des Fortschreitens der Krankheit. Wenn die Symptome oder Veränderungen nicht eindeutig sind, ist es wichtig, sich beraten zu lassen und spezialisierte Zentren zu kontaktieren.

 

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Abonnieren Sie die Printversion von Gesundheitsecho, um Zugriff auf alle Informationen zum Thema zu haben: Erfahrungsberichte, Tests, nützliche Adressen, Infografiken und mehr.
Also warten Sie nicht länger!
CHF39.00
Oder abonnieren Sie direkt 8 Ausgaben!
CHF78.00

Loading

Teilen auf

Facebook

Weitere Artikel

Mehr als Routine: der Gesundheits-Check-up als Schlüssel zur Vitalität

Regelmässige Gesundheits-Check-ups gehören heute zu den wichtigsten Säulen der modernen Präventivmedizin. Sie helfen, stille Risikofaktoren wie Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- oder Tumorerkrankungen frühzeitig zu erkennen, lange bevor Beschwerden auftreten. Durch gezielte Diagnostik und individuelle Beratung lassen sich Krankheiten nicht nur rechtzeitig behandeln, sondern häufig auch besser kontrollieren und antizipieren. PD Dr. med. Dr. sc. nat. Erik Walter Holy von der Privatklinik Bethanien, die Teil des Swiss Medical Network ist, erklärt, wie Prävention und Gesundheitsbewusstsein entscheidend dazu beitragen, Vitalität, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität langfristig zu erhalten.

Loading

Mehr lesen »

Augenblicke der Hoffnung: moderne Techniken bei Netzhauterkrankungen

Netzhauterkrankungen stellen hohe Anforderungen an Diagnostik und chirurgische Präzision. Gerade in diesem Bereich der Augenheilkunde hat sich in den letzten Jahren viel getan. Welche Entwicklungen diesen Wandel prägen, wie sich die operative Praxis verändert hat und welche Rolle dabei die Perspektive der Patientinnen und Patienten spielt, darüber spricht Prof. Dr. med. Matthias Becker, Chefarzt und Leiter Forschungszentrum Augenklinik, Stadtspital Zürich Triemli, im Interview.

Loading

Mehr lesen »

Gewicht und Blutzucker in den Wechseljahren – Studie Teilnahme

Im meinem Lieblingskaffee gibt es plötzlich auch Matcha-Latte, auf Social Media sieht man zahlreiche «Mushroom Coffees» und in einer Fernsehwerbung wirbt Jennifer Aniston für ein Kollagen-Pulver für schönere Haut. Funktionelle Lebensmittel, aus dem englischen «Functional Foods», haben den Nischenmarkt verlassen. Der Begriff beschreibt Lebensmittel oder Getränke, die über ihre reine Nährstoffversorgung hinaus einen spezifischen, gesundheitlichen Zusatznutzen bieten. Dies wird oft durch die Zugabe oder natürliche Konzentration von bioaktiven Inhaltsstoffen erreicht. Doch was ist Marketing und was bringt tatsächlich Nutzen? Sehen wir uns einmal die wissenschaftliche Evidenz hinter einigen populären funktionellen Lebensmitteln an.

Loading

Mehr lesen »

Mehr Menschlichkeit und Effizienz durch vernetzte Versorgung

Integrierte Versorgung ist mehr als ein Schlagwort – sie steht für ein Gesundheitssystem, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Mit dem integrierten Versorgungsmodell VIVA verfolgt das Swiss Medical Network einen ganzheitlichen Ansatz, der Hausärzt:innen, Fachspezialist:innen und Spitäler miteinander verbindet. Im Interview erklärt Esthelle Le Gallic de Kerizouët, CEO von VIVA Health Suisse, wie dieses Konzept den Alltag von Patient:innen spürbar verändert – und warum Zusammenarbeit der Schlüssel für Qualität und Vertrauen ist.

Loading

Mehr lesen »

So jung hatte ich nicht mit Krebs gerechnet

Wenn man sein ganzes Leben noch vor sich hat, kann es surreal oder sogar grausam erscheinen, wenn eine Krankenschwester mit einem unbeholfenen Lächeln sagt: «Sie haben Glück, Sie haben die richtige Krebs-art gewählt, denn Schilddrüsenkrebs ist gut behandelbar.» Denn auch wenn diese Krebsart oft eine gute Prognose hat, fühlt man sich in diesem Alter nicht bereit, sich mit diesem beängstigenden Wort auseinanderzusetzen. Denn es steht für Unsicherheit und Angst. Das empfand Magda, heute 39 Jahre alt, als die Diagnose gestellt wurde. Fünfzehn Jahre später, während sie ein Fotoalbum über ihre letzte 3500 km lange Reise durch Namibia vorbereitet, erzählt sie von ihrem Lebensweg, der von der Krankheit und dem Wunsch geprägt ist, weiterhin ein erfülltes Leben zu führen.

Loading

Mehr lesen »

Prostatakrebs: was jeder Mann wissen sollte

Obwohl Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung bei Männern ist, ist er immer noch mit vielen Vorurteilen verbunden. Dank Früherkennung und multidisziplinären Behandlungsmöglichkeiten haben sich die Aussichten auf Heilung für Betroffene erheblich verbessert. Entscheidend bleibt die richtige Aufklärung, die Männer dazu ermutigen soll, das Stigma rund um Prostatakrebs abzulegen und ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen. In diesem Interview befragten wir Dr. med. Berardino De Bari, Leiter der Abteilung für Radioonkologie am Neuenburger Spitalnetzwerk.

Loading

Mehr lesen »